Robert Frank hat kürzlich in einem Blog
auf einen wichtigen, aber typischerweise in der Diskussion um die wachsende Ungleichheit vernachlässigten Gesichtspunkt hingewiesen.
Hier die Übersetzung ohne weiteren Kommentar. (Ich stimme nicht in jedem Detail mit Frank überein, teile jedoch seine Grundthese.) Er schreibt:
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Sean Lowe and Catherine Giudici aus der Fernsehshow The Bachelor übertragen ihre Hochzeit 2014 live im Fernsehen. (Todd Wawrychuk/ABC via Getty Images) | | |
Ich befasse mich seit mehr als 30 Jahren mit dem Thema Ungleichheit, einem Thema, das stets
eine völlig untergeordnete Rolle gespielt hat. Es ist
deshalb schön zu sehen, dass die Thematik nunmehr erneut und mit großem Nachdruck in die politische Diskussion Eingang findet.
Aber ein wichtiger Gesichtspunkt fehlt.
Die Analysen drehen sich fast ausschließlich um
Gerechtigkeitsfragen. Diese sind gewiss wichtig, aber eine
ausschließliche Betonung dieses Gesichtspunktes lässt die
Verteilungsfrage als einen Nullsummen-Wettbewerb zwischen den
Einkommensklassen erscheinen. Das entspricht der herkömmlichen
Vorstellung die besagt dass Ungleichheit für die Reichen gut und für die
Armen schlecht ist. Die Reichen sollten sich mithin für mehr
Ungleichheit und die Armen für weniger Ungleichheit einsetzen. Aber diese herkömmliche Ansicht ist unzutreffend.
Große Ungleichheit ist für die
Reichen ebenfalls schlecht, aus Gründen die nichts mit
Ungerechtigkeit zu tun haben. Außerdem führt Ungleichheit
zu einer extremen Vergeudung von Ressourcen, wie ich
ebenfalls erläutern möchte.
Es lässt sich leicht zu zeigen,
dass die wachsenden Einkommensunterschiede nicht nur das Leben
für die Armen, sondern auch für die scheinbaren Gewinner, die
Reichen, erschwert. Eine einfache Änderung der Steuerpolitik
könnte diese Wohlfahrtsverluste reduzieren und dabei jährliche
Vorteile in Milliardenhöhe bewirken. Wenn Ihnen diese Behauptung abwegig
erscheint, werden Sie überrascht sein zu erfahren, dass sie
aus fünf einfachen Prämissen folgt.
1) Bezugsgrößen sind sehr wichtig
Welche der beiden vertikalen Linien in
der folgenden Zeichnung ist länger?
Wenn Sie einen Trick vermuten,
werden Sie vermutlich antworten dass beide gleich lang sind,
aber wenn Sie wirklich SEHEN dass sie gleich lang sind, wäre
eine neurologische Untersuchung angebracht. Für das
menschliche Gehirn erscheint der rechte Strich länger --
wegen seiner Position zu den anderen Linien.
Die Ökonomen haben kaum in Rechnung gestellt, dass ähnliche
Bezugsgrößeneffekte unsere Einschätzung von praktisch allen
Gütern beeinflussen, die wir kaufen. Vor langer Zeit lebte ich
als Freiwilliger des Peace Corps in Nepal in einem Haus mit zwei
Zimmern, ohne Elektrizität und fließend Wasser. In den
Vereinigten Staaten würden sich meine Kinder vor ihren Freunden
darüber schämen, aber in Nepal war das völlig in Ordnung und ich
habe nie gezögert, Freunde einzuladen.
Wenn meine Freunde aus Nepal mein Haus in Ithaca (NY) sehen
würden, würden sie mich für übergeschnappt halten und sich fragen
warum irgendwer solch ein grandioses Haus haben wollte. Warum so
viele Schlafzimmer? Aber die meisten Amerikaner sehen das
anders. Derartige unterschiedliche Haltungen ergeben sich ganz
natürlich daraus, dass unsere Einschätzungen sehr stark davon
abhängen was wir um uns herum sehen. Eine direkte Konsequenz
davon ist diese:
2) Die Ausgaben jeder Person sind teilweise davon
beeinflusst, was andere ausgeben
Die üblichen ökonomischen Modelle nehmen an, dass die Ausgaben
jeder Person vollständig unabhängig davon sind, was andere
ausgeben.
Wenn aber Bezugsgrößeneffekte wichtig sind, kann das nicht
zutreffen.
Leute geben mehr aus wenn ihre Freunde und Nachbarn mehr
ausgeben. Dies ist keine neue fantastische Entdeckung jungen
Ökonomen. Es ist ein Zusammenhang der eigentlich schon immer
bekannt war. Oft spricht man davon, dass alle mit den anderen
gleichziehen wollen ("keeping up with the Joneses"). Ich
selbst finde diese Ausdrucksweise problematisch, denn sie
erweckt das Bild unsicherer Personen, die reicher erscheinen
möchten als sie sind. Bezugsgruppeneinflüsse würden
tatsächlich in einer Welt ohne Neid genauso stark sein, und
zunehmende Ungleichheit verstärkt diese Effekte.
Das durchschnittliche neue Wohnhaus in den USA ist gegenwärtig
50
Prozent
größer als 1980, ungeachtet dessen, dass das
durchschnittliche Realeinkommen in der Zwischenzeit nur
geringfügig zugenommen hat. Wohnhäuser wachsen schneller als die Einkommen. Ich habe den unterliegenden Prozess als "
Einkommenskaskade"
bezeichnet.
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Ein Wohnhaus mit 1800 Quadratmeter Wohnfläche in Denver. (Jerry Cleveland/The Denver Post via Getty Images) |
Das funktioniert wie folgt: Spitzenverdiener bauen größere
Wohnhäuser einfach weil sie mehr Geld haben. Möglicherweise ist
es üblich geworden, den Hochzeitsempfang der Tochter des Hauses
zu Hause zu veranstalten, und deshalb gehört ein Ballsaal zu
einer adäquaten Wohnung. Diese großartigen Häuser verändern den
Bezugsrahmen für die nicht ganz so reichen, die in den gleichen
sozialen Zirkeln Umgang pflegen, und so bauen auch sie größere
Häuser.
Indem nun die nicht ganz so reichen in ihren Küchen
Arbeitsplatten aus Granit und in ihren Wohnzimmern Gewölbedecken
einziehen, verändern sie den Bezugsrahmen der Familien in der
oberen Mittelklasse, die sich dann verschulden um Schritt halten
zu können. Und so fort, die ganze Einkommensleiter herunter.
Höhere Ausgaben bei denen, die es sich leisten können, erzeugt
letzten Endes einen Ausgabendruck bei den unteren
Einkommensschichten, die es sich nicht leisten können.
Man könnte denken, es sei einfach angebracht, die Armen zu
ermahnen mehr Disziplin an den Tag zu legen. Aber das wäre
ungenügend denn
3) Die Kosten, die entstehen wenn jemand bei seinen Ausgaben
mit den gesellschaftlichen Normen nicht Schritt halten kann,
beschränken sich nicht auf verletzte Gefühle.
Der oben beschriebene Prozess resultiert nicht daraus, dass die
Regierung Gesetze erlassen hat, dass alle größere Häuser kaufen
müssten. Aber wenn das alles freiwillig ist, warum machen
die Leute dann mit? Sie machen deshalb mit, weil Nicht-Mitmachen
hohe Kosten nach sich ziehen würde, denen man schwerlich
ausweichen kann.
Wenn man nicht in den Ausgaben für die Wohnung mit dem
sozialen Umfeld mitzieht heißt das nicht einfach nur, dass man
in einem Haus wohnt das unangenehm eng ist. Es bedeutet auch,
dass man seine Kinder in schlechtere Schulen gehen lassen
muss. Was eine "gute" Schule ist kann vielerlei bedeuten, aber die
guten Schulen sind fast immer in den besseren und teureren
Wohngegenden zu finden.
Der
Plackerei-Index, den ich entwickelt
habe, erfasst eine wichtige durch Ungleichheit
verursachte Kostenkomponente, die für
Mittelklasse-Familien von Bedeutung ist: Wenn
eine Miteilklasse-Familie die Kinder auf eine mindestens
durchschnittliche Schule schicken möchte, muss sie sie
in einem Haus mittlerer Qualität ("median-priced") in
der jeweiligen Wohngegend leben. Der Plackerei-Index gibt die
die Zahl der Arbeitsstunden an, die notwendig um das zu
erreichen. Als die Einkommen in der Nachkriegszeit in allen
Schichten gleichermaßen zunahmen, blieb dieser Index nahezu
konstant. Als aber die Ungleichheit ab 1970 massiv zunahm, hat
der Plackerei-Index spiegelbildlich zugenommen. Er liegt nun
bei 100 Stunden im Monat. 1970 lag er bei 42 Stunden.
Der übliche Reallohn für Männer (Medianlohn) ist
gegenwärtig niedriger als in den achtziger Jahren. Wenn
Familien mit mittlerem Einkommen nun mehr ausgeben müssen als
früher um ihre grundlegenden Ansprüche zu befriedigen, wie
schaffen sie das? Die offizielle Statistik zeigt auf, das
finanzielle Probleme bei diesen Familien zugenommen haben.
Unter den 100 größten Bezirken in den USA haben diejenigen, in
denen die Ungleichheit am meisten zugenommen hat
ebenfalls Zunahmen bei den drei
wichtigsten Indikatoren für finanzieller Schwierigkeiten zu
verzeichnen: Scheidungsraten, lange Wege zur Arbeit und
Zahlungsunfähigkeit.
In den Ländern der OECD ist höhere Ungleichheit mit längeren
Arbeitszeiten verbunden. Die üblichen ökonomischen Theorien
liefern keinerlei Hinweise auf diese Regelmäßigkeiten.
Ausgabenkaskaden finden sich in vielerlei Zusammenhängen,
beispielsweise bei Feiern zu besonderen Anlässen. Ebenso wie
eine "gute Schule" kann auch ein "besonderes Ereignis"
vielerlei bedeuten. Um besonders zu sein, muss es die
Erwartungen übertreffen. Die durchschnittliche amerikanische
Hochzeit kostet gegenwärtig
$30,000, ungefähr doppelt so viel
wie
1990. Niemand denkt, dass die Paare, die
heute heiraten glücklicher sind weil die Kosten für die Heirat
weit höher sind als sie gemeinhin waren.
Die Multimillion-Dollar Geburtstagsjubiläen, wie sie von den
reichsten Familien inszeniert werden, haben ebenfalls
die Standards für solche Feste angehoben, die ganze
Einkommensleiter hinunter. Viele Kinder aus der
Mittelschicht sind enttäuscht, wenn auf Geburtstagsfeiern kein
professioneller Clown oder Zauberer auftritt.
Die Bedeutsamkeit des relativen Einkommens ist eine feste
Gegebenheit der menschlichen Natur. Kein Biologe wäre davon überrascht, denn die relative Position
war immer der beste Indikator für Fortpflanzungserfolg. Individuen, die sich nicht darum gekümmert haben, wie sie im
Vergleich zu anderen abschneiden waren nicht gut an die
Konkurrenzbedingungen angepasst unter denen sie evolviert
sind. Deshalb werden verantwortungsbewusste Eltern auch nicht
versuchen, jedwede Bezugsgruppenorientierung bei ihren Kindern zu unterdrücken.
Aber wenngleich auch Bezugsgruppenverhalten ein wesentlicher Zug der
menschlichen Psychologie ist, sind die Konsequenzen des dadurch
hervorgebrachten Verhaltens nicht immer nützlich.
4) Bezugsgruppenorientierung erzeugt ressourcenvergeudende Konsummuster auch dann, wenn jeder rational und gut informiert ist
Charles Darwin, der bedeutende englische Naturforscher, war stark
durch Adam Smith und andere Ökonomen beeinflusst. Er verstand, dass
Wettbewerb in der Natur, genau so wie im Markt, oft Vorteile für die
Individuen und die Gruppen bringt -- ähnlich wie in Smiths berühmter
Theorie über das Wirken der unsichtbaren Hand. Darwin sah aber auch, dass
viele Verhaltensdispositionen Vorteile für Individuen auf Kosten der
Gruppe bringen. Wenn der Erfolg auf der relativen Position beruht, wie
es in Wettbewerbssituationen fast immer der Fall ist, führt das oft zu
ressourcenvergeudendem Wettrüsten.
Nehmen wir das Geweih eines Elchbullen. Es ist über einen Meter breit
und wiegt bis zu vierzig Pfund. Weil es die Bewegungsfreiheit in
bewaldeten Gebieten hindert, können Wölfe die Bullen leichter umzingeln
und zur Strecke bringen. Warum also bringt die natürliche Auslese nicht
kleinere Geweihe hervor? Darwins
Sicht war, dass größere Geweihe evolviert sind, weil die Elche polygam
sind, dass also die männlichen Tiere sich mit mehreren Weibchen
verpaaren wenn sie können. Aber wenn einige Bullen Nachkommen mit
mehreren Kühen haben, gehen andere Bullen leer aus. Deshalb kämpfen die
Bullen so hart um die Weibchen. Mutationen, die zu größeren Geweihen
führten waren erfolgreich weil größere Geweihe die Gewinnchancen eines
Bullen verbesserten.
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Zwei Elchbullen mit unnötig großen Geweihen. (Duke Coonrad) |
Es wäre für die Bullen insgesamt von Vorteil, wenn alle halb so grosse
Geweihe hätten. Dann wären sie von Raubtieren weniger leicht zu
erbeuten, aber die Kämpfe untereinander würden die gleichen Ergebnisse
zeitigen. Die Ineffizienz in solchen Rangordnungskämpfen ist völlig
analog zur der Ineffizienz, die durch militärisches Wettrüsten entsteht.
Wenn jeder sich hinstellt um besser sehen zu können, kann niemand
besser sehen als wenn alle bequem in sitzen geblieben wären.
Ab einem gewissen Punkt dienen zusätzliche Ausgaben für Häuser,
Jubiläumsfeiern und vieles andere nur noch der Sicherung der
Rangposition. Sie führen nur dazu, dass die Standards für das, was als
angemessen gilt, erhöht werden. Weil nun aber ein Großteil der Ausgaben
heutzutage rein Rangordnungsorientiert sind, bedingen derartige
Ausgaben, ähnlich wie das Wettrüsten, Ressourcenvergeudung.
Diese Einsichten sind nicht neu. Der niederländische Ökonom Ruut
Veenhoven hat in einem Buch 1993 dargelegt, dass Glück und
Lebenszufriedenheit in Japan in den drei Jahrzehnten nach 1960 im
Wesentlichen unverändert geblieben sind obgleich sich das reale
Pro-Kopf-Einkommen in diesem Zeitraum mehr als verzehnfacht hatte.
Seine Erklärung war, dass Glück und Lebenszufriedenheit hauptsächlich
vom relativen Einkommen abhängen das unverändert bleibt wenn alle
Einkommen sich gleichermaßen erhöhen.
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Quelle: Ruut Veenhoven, Happiness
in Nations, Rotterdam: Erasmus University Press,
1993 |
Wenn wir jedoch zu irgendeinem Zeitpunkt Einkommen und Glück
gegeneinander auftragen, ergibt sich ein völlig anderes Bild. Der Psychologe Edward Diener und seine Ko-Autoren haben das folgende Bild,
das auf US-Daten von 1960 beruht, beispielsweise dahingehend
interpretiert, dass Leute mit höheren Einkommen im Durchschnitt glücklicher sind, weil es ihnen, relativ gesehen, gut geht.
 |
Edward Diener, Ed Sandvitz,
Larry Seidlitz, and Marissa Diener, "The Relationship
Between Income and Subjective Well-being: Relative or
Absolute?" Social Indicators Research, 28,
1993: 195-223 |
Bezugsgruppenverhalten zieht eine unproduktive Verschwendung in
Millardenhöhe nach sich. Man kann dem aber einfach entgegenwirken.
5) Eine einfache Änderung des Steuersystems könnte viel unnützes Ausgabenverhalten bremsen
Die Elche verfügen nicht über das kognitive und kommunikative
Rüstzeug um etwas gegen ihr Wettrüsten bei Positionskämpfen zu tun. Die
Menschen können das und könnten sich auf eine Rüstungskontrolle bei
Positionskämpfen einigen. Wir geben so viel für Häuser und Feiern aus
weil jeder einzelne keinen Anreiz hat einzubeziehen, wie unser Verhalten das Verhalten
anderer beeinflusst. Durch eine Änderung der Besteuerung können in
einfacher Weise unsere Anreize geändert werden ohne dass weitere
Eingriffe nötig wären. Wir könnten die gegenwärtige progressive
Einkommenssteuer durch eine durch eine wesentlich progressivere
Konsumbesteuerung ersetzen.
Das würde so funktionieren: Die Leute würden ihre
Einkommenssteuererklärung abgeben wie bisher und zusätzlich Angaben über
ihre jährliche Ersparnis machen, ähnlich wie dies jetzt schon bei
steuerlich absetzbaren Ausgaben für die Altersvorsorge geschieht. Die
jährlichen Konsumausgaben ergeben sich aus dem Einkommen abzüglich der
Ersparnis. Beispielsweise würde eine Familie mit einem Einkommen von
$100,000, die
$50,000 gespart hat einen jährlichen Konsum von
$50,000 haben. Bei einem Freibetrag von $30,000
betrüge der zu versteuernde Konsum dann $20,000.
Der Steuersatz würde zunächst gering sein, mit zunehmendem Konsum
aber ansteigen. Unter dem gegenwärtigen System darf der Spitzensteuersatz
nicht zu hoch sein, weil sonst Ersparnis und Investitionen abgewürgt
würden. Ein höherer Grenzsteuersatz auf die Ersparnis begünstigt
hingegen Ersparnis und Investition.
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Eine Konsumsteuer könnte die Superreichen veranlassen, auf ihre Ferrari F 12 Berlinettas zu verzichten.
(John Lamparski/WireImage) |
Viele Reiche glauben, dass höhere Steuern sie hindern würden, ihre
Ansprüche zu erfüllen. Aber wenn alle weniger ausgeben, hat das eine
völlig andere Wirkung als wenn eine einzelne Person ihre Ausgaben
einschränkt. In einer Gesellschaft mit einer progressiven Konsumsteuer
würden die reichsten Autofahrer vielleicht einen Porsche 911 Turbo für
$150,000
anstatt eines Ferrari F 12 Berlinetta kaufen, der mehr
als doppelt so teuer ist. Da aber alle sich einschränken, würden in
dieser Gesellschaft die Porschefahrer genauso begeistert von ihren
Porsches sein wie die Ferrarifahrer im gegenwärtigen System.
Noch in einer anderen Hinsicht ist eine progressive Konsumsteuer von
Vorteil. Sie würde zusätzliche Einnahmen bringen, mit deren Hilfe die
Straßen repariert und besser ausgebaut werden könnten. Im gegenwärtigen
System können sich die Reichen ihre Ferraris leisten, aber sie fahren sie
auf schlecht unterhaltenen Straßen. Es ist wohl kaum zu bezweifeln,
dass das Fahrerlebnis mit einem Ferrari auf Straßen, die mit
Schlaglöchern gespickt sind, weniger befriedigend ist als das mit einem
Porsche auf gut unterhaltenen Straßen.
Meine These ist kurz gesagt dass eine einfache Änderung der Besteuerung
es ermöglichen würde, Milliarden von Dollars nutzbringender zu verwenden,
ohne schmerzhafte Einbußen bei irgend jemandem zu verursachen. Auf den
ersten Blick mag diese Behauptung den meisten unplausibel erscheinen.
Mein Schlussfolgerung baut jedoch nur auf wenigen Voraussetzungen
auf, und keine ist auch nur andeutungsweise kontrovers. Die meisten
Einkommenszuwächse sind zu den Spitzenverdienern geflossen, dies sich davon
größere Häuser gebaut haben. Es ist gleichermaßen unkontrovers, dass die
Vergrößerung aller Häuser über ein gewisses Maß hinaus die Reichen nicht
glücklicher gemacht hat. Ebenso wenig wir jemand bestreiten, dass die
größeren Häuser bei den Reichen die Ansprüche bei denen mit geringerem Einkommen angehoben haben, und so fort, die ganze Einkommensleiter
hinunter.
Es ist auch unkontrovers, dass der finanzielle Druck bei den
durchschnittlichen Haushalten es nicht nur schwerer für sie gemacht hat,
ihre Rechnungen zu bezahlen, sondern auch für die Regierung die Erhebung
von Steuereinnahmen erschwert hat. Dies hat zur Verschlechterung der
Infrastruktur und der öffentlichen Dienste geführt. Die größeren
Ausgaben für Häuser und Autos haben bei diesen Gütern lediglich die
Anspruchsniveaus angehoben. Die Verschlechterung bei der öffentlichen
Versorgung hat demgegenüber drastische Nachteile mit sich gebracht.
Es ist aber gut zu wissen, dass die massive Vergeudung von
Ressourcen, die durch die zunehmende Ungleichheit bewirkt wurde, leicht
gemindert werden kann. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass dies jemals
in die Tat umgesetzt wird solange unsere politischen Kontroversen sich
nicht den praktischen Folgen der Ungleichheit zuwenden.