Sonntag, 8. Dezember 2019

Pasinetti, Piketty und Vermögenssteuer - Nachtrag

In einem früheren Eintrag hatte ich zur Wirksamkeit einer Vermögenssteuer zwecks Reduzierung der Einkommens- und Vermögenskonzentration kitisch Stellung genommen und meine Position ausführlich erläutert. Insbesondere hatte ich kritisch angemenrkt:
Eine Vermögenssteuer führt .... lediglich zu einer Erhöhung des Zinses um den Betrag der Steuer, sodass die Netto-Zinserträge unverändert bleiben und lediglich die Kapitalnutzungskosten erhöht werden, was die Reallöhne drückt.
Diese These beruht auf der Annahme, dass eine höhere Ersparnis zu zusätzlicher Kapitalbildung führt was die Verzinsung der Vermögen und damit die Vermögenserträge reduziert. Dieser Mechanismus scheint aber empirisch gegenwärtig nicht wirksam zu sein. Wir haben total niedrige Zinsen, aber die Investitionsnachfrage wird nicht erhöht, und damit auch nicht die Kapitalbildung. Die Vermögenserträge werden nicht gedrückt, auch wenn die Zinsen niedrig sind. Vielmehr besteht weiterhin eine große Diskrepanz zwischen Zinsniveau und Vermögenserträgen. Damit funktioniert der beschrieben Mechanismus nicht, aus welchen Gründen auch immer, egal ob man von "Sparschwemme" oder "Geldschwemme" spricht. Insofern trifft meine Kritik nicht  zu. Unter diesen Bedingungen scheint mir vielmehr eine Vermögenssteuer sinnvoll, um den Vermögenskonzentrationsprozeß zu dämpfen. Das in dem früheren Eintrag erläuterte Argument wird erst dann wieder greifen, wenn die Diskrepanz zwischen Zinsniveau und Vermögenserträgen verschwunden ist, was in der Makroökonomik typischerweise angenommen wurde, so auch in meinem Beitrag von 1976.

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