Sonntag, 29. August 2021

Wie reagiert das Wohlbefinden auf Einkommenserhöhungen oder Einkommensverringerungen?

 Richard Easterlin bemerkt dazu

Die Antwort ist, dass die Menschen ihre Einkommenssituation unterschiedlich bewerten wenn die Wirtschaft expandiert oder wenn sie schrumpft. Wenn im Zuge des Wirtschaftswachstums die Einkommen im Allgemeinen steigen, wird die Bewertung von "sozialem Vergleich" dominiert - was mit den Einkommen der anderen geschieht. Ein Anstieg des Einkommens der anderen untergräbt die Tendenz, dass die Zufriedenheit  mit dem eigenen Einkommen wächst - die Zufriedenheit bleibt dann ziemlich konstant. Aber in einer Rezession, in der die Menschen zunehmend Schwierigkeiten haben, ihren festen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, ändert sich die Einkommensbewertung. Die finanzielle Klemme -- der Rückstand gegenüber dem zuvor erzielten Einkommen -- nimmt zu. Je größer der Rückstand, desto geringer ist die Zufriedenheit.

Es besteht also eine Asymmetrie bei der Bewertung von Einkommensänderungen, je nachdem ob das Einkommen steigt oder fällt. Dies führt zu einer entsprechenden Asymmetrie in der Reaktion der Zufriedenheit auf Einkommensveränderung.

In einer sehr groß angelegten Studie von DeNaeve und anderen (2018) ist dieser Effekt nachdrücklich bestätigt worden. (Duesenberry hatte bereits 1949 auf diesen "Sperrklinken-Effekt" als empirisches Phänomen hingewiesen, der auch auf den Konsum durchschlägt.) 

Bei Einkommenssteigerungen steigt also das Wohlbefinden, bei Einkommensverringerungen fällt es. Man könnte nun daraus schließen, dass langfristig das Wohlbefinden im Durchschnitt zunimmt wenn das Einkommen im Durchschnitt wächst. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Die Autoren bemerken:

Negative Wachstumsjahre sind signifikant mit einer Abnahme von Glück und Freude und einer Zunahme von Sorgen und Stress verbunden, die die Befragten während dieser Zeiträume erfahren. Positives Wachstum geht aber nicht mit mehr Glück und Freude einher.

Die Autoren veranschaulichen das mit der folgenden Graphik:

Der (schematische) Zusammenhang zwischen Einkommen und Wohlbefinden (Link).

Also wiederum eine Bestätigung von Duesenberry's Relativeinkommenshypothese - siehe meine früheren Posts hier, hier und hier - nun mit einer detaillierteren Darstellung des zeitlichen Mechanismus.

Freitag, 27. August 2021

Erhöht eine Solarpflicht für Neubauten die Hauspreise und Mieten?

In einigen Bundesländern wird eine Solarpflicht für Neubauten eingeführt werden.Bedenken richten sich gegen die Mehrkosten für Neubauten. So sagt der Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU):

Bei Privathäusern, zum Beispiel von kleinen Häuslebauern, müssen wir allerdings sehr darauf achten, dass die Bauvorhaben durch zusätzliche Kosten nicht unmöglich werden", sagte Altmaier. Deshalb bin ich nicht unbedingt ein Freund einer Solarpflicht auf Dächern von Privathäusern.

Dem hält die Berliner Senatorin Ramona Popp (Die Grünen) entgegen, die Mehrkosten lägen im "kleinen und tolerierbaren Bereich".

Eine Solaranlage für ein Einfamilienhaus kostet der Senatorin zufolge 7.800 Euro – das seien im Durchschnitt rund drei Prozent der Gesamtkosten. Eine Anlage für ein Mehrfamilienhaus liege bei 20.000 Euro, was die Baukosten nur um ein Prozent verteuere.

Ich halte diese Argumente für falsch. Es wird gebaut, wenn sich dies lohnt, wenn also die Gesamtkosten (Grundstückskosten plus Baukosten) durch die Miete finanziert werden können. Die erzielbare Neubaumiete ergibt sich aus der Knappheitslage im jeweiligen Wohngebiet. Wenn für  ein gegebenes Objekt die Baukosten durch zusätzliche Erfordernisse wie etwa eine Solarpflicht erhöht werden und durch zusätzliche Einnahmen nicht amortisiert werden können, wird die Planung unrentabel. Es wird nicht gebaut. Damit das Grundstück bebaut werden kann, muss der Grundstückspreis entsprechend gesenkt werden.

Mit anderen Worten: Eine Solarpflicht geht nicht zu Lasten der Häuslebauer und Mieter, sondern zu Lasten der Grundstücksverkäufer. Der Häuslebauer wird beim Bestehen einer Solarpflicht sein Grundstück billiger bekommen, der Grundstücksverkäufer erhält weniger. Umgekehrt ist ein Verzicht auf Solarpflicht günstig für die Grundstücksverkäufer.

Nebenbei: Das hier für eine kleine Fragestellung herangezogene Argument ist wichtig im Georgismus.

Sonntag, 22. August 2021

Kosten für Solar- und Windenergie

 

Paul Krugman schreibt in der New York Times:

In den letzten zwölf Jahren haben wir ein technologisches Wunder erlebt. Wie in einem Artikel von MaxRoser sehr schön dokumentiert, sind die Kosten für Solar- und Windenergie, die einst als törichte Hippie-Phantasien abgetan wurden, so weit gesunken, dass recht bescheidene Anreize zu einem raschen Rückgang des Verbrauchs fossiler Brennstoffe führen könnten:


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