Simon Wren-Lewis hofft dass Syritza die Wahlen in Griechenland gewinnt und bemerkt:
Wer dies für einen gefährlichen Wunsch hält weil er gelesen hat, dass eine Regierungsbildung durch diese Linkspartei nach den Wahlen in Griechenland die Eurozone in eine Krise stürzen würde, sollte sollte gelegentlich die Informationsquellen überprüfen aus denen er solche Meinungen bezieht. Zur Begründung:
Syriza möchte die Last der griechischen Staatsschulden auf verschiedenen Wegen reduzieren. Diese wäre zum Vorteil für Griechenland, führt aber zu Verlusten bei den Gläubigern. Die Verhandlungsposition der griechischen Regierung ist stark, denn der Staatshaushalt weist einen Primärüberschuss aus. Wenn also alle Schulden annulliert würden und die griechische Regierung dann natürlich keine neuen Kredite aufnehmen könnte, würde die Regierung sofort besser als jetzt dastehen, denn die Steuereinnahmen übersteigen die Staatsausgaben. In solch einer Situation ist die Position der Gläubiger normalerweise schwach. Deshalb wird in solchen Fällen ein Deal gemacht, der die Verbindlichkeiten reduziert. Die Gläubiger erleiden dann einen Verlust, der aber geringer ist als der Verlust, der bei Totalausfall aller Zahlungen entstünde.
Man könnte nun denken dass die Gläubiger von Griechenland in diesem besonderen Fall eine weitere Karte im Ärmel haben – sie könnten Griechenland aus der Eurozone werfen. Um genau zu sein: Dies wäre eine Drohung der Gläubiger, nicht des Schuldners (Griechenlands). Syriza will nämlich den Euro nicht aufgeben, selbst wenn Griechenland Pleite geht und die Zinszahlungen eingestellt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, wie der Rest der Eurozone Griechenland zwingen könnte den Euro aufzugeben ohne dabei die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank zu kompromittieren. Aber nehmen wir mal das wäre möglich. Würde die Eurozone diese Drohung jemals wahrmachen?
Es wäre unglaublich dumm, Griechenland aus der Eurozone zu werfen, falls Griechenland auf einem Schuldenschnitt bestünde. Die Gläubiger würden dabei alles verlieren, weil Griechenland dann garantiert zahlungsunfähig wäre, und die Märkte würden sofort befürchten, dass anderen Länder in der Peripherie das gleiche Schicksal droht. ....
Selbst wenn einige in Deutschland dumm und grausam genug wären, Griechenland hinauszuwerfen zu wollen, erscheint schwer vorstellbar, dass die übrige Eurozone (oder der IMF) das zulassen würden. In Wahrheit würde Schuldenreduktion für Griechenland (und andere) für die Eurozone insgesamt von Vorteil sein. Griechenland könnte die lähmende Restriktionspolitik mit ihren verheerenden ökonomischen und sozialen Folgen etwas lockern und der IMF und die Kernländer könnten teilweise die Fehler wieder gut machen, die von 2010 bis 2012 erfolgt sind, als zunächst der Bankrott verzögert und dann vermieden worden ist – das war ein Fehler, wie die Fachleute des IMF mittlerweils eingesehen haben. Die deutschen Steuerzahler sollten ermutigt werden zu verstehen, dass das Problem seit 2010 nicht in der Intransingenz der Griechen liegt sondern in dem Handeln der Regierungen, die ihre eigenen Banken schützen wollten und dabei unrealistische Sparauflagen erzwangen. ...Gegeben das deutsche Fehlverhalten, könnte man sich aber vielleicht auch fragen, ob nicht besser Deutschland als Griechenland aus der Eurozone hinausgeworfen werden sollte. Aber Deutschland würde sich sträuben, denn wie Gabor Steingard im Morning Briefing des Handelsblatts vom 16.1.2015 bemerkt:
ohne Vorwarnung hat die Schweizer Notenbank die Koppelung des Franken an den Euro aufgehoben - und damit einen Aufwertungsschock ausgelöst. Alle Schweizer Exportwaren wurden schlagartig um rund 20 Prozent verteuert. Wer heute noch vom Austritt Deutschlands aus der Euro-Zone träumt, sollte schnell aufwachen. Auch unsere Exportnation würde Schaden nehmen. Ex-BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel darf seine Theorie von einem stabilen Nord-Euro seit gestern als empirisch widerlegt betrachten.Vielleicht könnte man aber auch über Mechanismen zur Bekämpfung der innereuropäischen Ungleichgewichte nachdenken, die die ineffiziente und inhumane Steuerung über Arbeitslosigkeit, Produktionsausfall und Zerstörung der sozialen Sicherungssysteme vermeiden.
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