Sonntag, 5. Mai 2019

CO2-Steuer oder Zertifikate?

Die Tagesschau berichtet dass sich die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer gegen eine CO2-Steuer ausgesprochen hat, mit dem Argument dass eine solche Steuer vor allem die kleinen Leute belaste. Zugleich hat sie angeregt, über einen europaweiten Emissionshandel und Zertifikate nachzudenken.

Das ist Augenwischerei. CO2-Zertifikate erhöhen die Energiepreise in gleicher Weise wie eine CO2-Steuer, wenn eine gleiche Wirksamkeit angestrebt wird. Die Frage ist eigentlich nur, wie die Einnahmen aus der CO2-Steuer oder aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten  an die kleinen Leute weitergegeben werden können.

Frau Kramp-Karrenbauer weiß das selbst: Sie ist der Meinung, dass mehr Klimaschutz "am besten über den Preis" gesteuert werden sollte und schlägt als eine solche Steuerungsmöglichkeit Zertifikate vor, die dann natürlich die Energiepreise erhöhen. Eine CO2-Steuer ist eine andere derartige Möglichkeit. Ihre Äußerung ist irreführend und klingt nach Wahlkampf, insbesondere dann, wenn sie noch eine europäische Einigung (möglicherweise als  Bremse) einbauen will. 

(Für diejenigen,die es genauer wissen wollen: Zertifikate sind besser, wenn der Schaden ab einer gewissen Schwelle massiv zunimmt. Man kann dann durch Zertifikate sicher stellen, dass diese Schwelle nicht überschritten wird, insbesondere dann, wenn man nicht weiß, welche Steuerhöhe erforderlich wäre um die Emissionen unter diesem Wert zu halten. Eine CO2-Steuer ist besser, wenn der Schaden durch CO2-Emmissionen im relevanten Bereich linear verläuft und man die Steuer auf diese Höhe setzt, insbesondere wenn man nicht weiß, welche Kosten mit CO2-Vermeidung einhergehen und welche Höhe der Emissionen man unter diesem Gesichtspunkt anstreben sollte. Wenn man alles weiß sind beide Lösungen äquivalent.)

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank. Könnten Sie den letzten Abschnitt in der Klammer nochmal etwas erläutern oder einen Literaturhinweis geben ?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen Dank für die Nachfrage!

      Es handelt sich um eine einfache Anwendung der Standard-Angebots-Nachfrageanalyse, wie sie sich in jedem mikroökonomischen Lehrbuch findet. Man zeichnet als Nachfrage den Zusammenhang zwischen Verschmutzungsnachfrage und Verschmutzungspreis ein. Bei einer CO2-Steuer ist die Angebotskurve eine Horizontale, die die Ordinate bei der Steuerhöhe schneidet, bei Zertifikaten ist die Angebotskurve durch eine Vertikale gegeben, die die Abszisse bei der Menge der ausgegebenen Zertifikate schneidet.
      Man kann dann eine vorgegebene CO2-Menge mittels einer CO2-Steuer realisieren, insem man die Höhe der Steuer entsprechend wählt. Umgekehrt kann man einen vorgegebenen Preis über Zertifikate dadurch erreichen, dass man die Menge der Zertifikate entsprechend wählt.
      Wenn man, unabhängig von der Nachfrage, sicher sein will, dass die Verschmutzung einen vorgegebenen Wert nicht übersteigt, kann man dies mit Zertifikaten sicherstellen. Umgekehrt kann man mit einer CO2-Steuer die Kosten pro Einheit Umweltverschmutzung festlegen.
      Es gibt noch einen kleinen anderen Unterschied. Wenn man davon ausgeht, dass die CO2-Nachfrage mit der Wirtschaftslage schwankt, wird der CO2-Preis bei gegebener Menge an Zertifikaten ebenfalls mit der Wirtschaftslage schwanken (gute Konjunktur/hoher Preis, schlechte Konjunktur/niedriger Preis). Damit hat man einen "automatischen Stabilisator". Außerdem kann man Lizenzen aufkaufen und aus dem Markt nehmen (und damit den CO2-Preis erhöhen) wenn man das möchte. Das ist vielleicht politisch eher zu erreichen als bei einer CO2-Steuer, aber ich bin weder Politologe noch Umweltökonom und kann deshalb in dieser Richtung leider nur Vermutungen äußern.
      Als technische Nebenbemerkung: Die Nachfage nach CO2-Verschmutzungsrechten ist eine „abgeleitete Nachfrage“ auf die aber die normalen Rentenargumente angewendet werden können, siehe https://epub.ub.uni-muenchen.de/940/

      Löschen