Montag, 6. Juli 2015

Stiglitz hat einen guten Punkt

Von aussen betrachtet hat Varoufakis so verhandelt wie ein Spieltheoretiker, der die Spielsituation als Feiglingsspiel deutet. (Das impliziert wechelseitige Erpressung.)  Die Troika, und insbesondere die deutsche Seite, hat das Spiel immer als Kettenladen-Spiel aufgefasst. (Eine andere Form der Erpressung.) Kein Wunder, dass die Verhandlungen geplatzt sind. Ich habe früher einmal auf das Problem hingewiesen, halte aber die ganze spieltheoretische Sichtweise von Verhandlungen für irreführend, was man hier nachlesen kann.

Joseph Stiglitz hat aber den guten Punkt gemacht, dass die Kettenladen-Interpretation abwegig ist:
Diejenigen, die von den Rettungsprogrammen profitiert haben (die deutschen und die französischen Banken im Falle Griechenland) bringen normalerweise das Argument ins Spiel, dass eine Umschuldung zu einem Moral-Hazard-Problem führt. Sie behaupten, dass Fehlanreize geschaffen würden; andere Schuldner würden veranlasst werden, ihre Verschuldung zu "mißbrauchen" indem sie nicht zurückzahlen. Aber dieses Problem ist ein Märchen. Sowohl Argentinien als auch Griechenland hatten bereits zum Zeitpunkt ihres Bankrotts einen sehr hohen Preis für ihre Verschuldungsprobleme zahlen müssen. Kein Land der Welt würde dem mit Freude folgen.

3 Kommentare:

  1. Sie verweisen im Text auf ein dickes teures Buch. Wäre es nicht möglich, in einigen Sätzen zu erklären, was an der rein spieltheoretischen Interpretation einseitig oder falsch ist? Dann wüssten die Leser, ob es sich lohnt, das Buch zu kaufen.

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    1. Das Buch ist viel zu teuer. Als ich es veröffentlicht hatte war es deutlich billiger. Ich kann daran aber nichts ändern. Die Verlage machen ihre Preise für Bibliotheken. Sie sollten das Buch nicht kaufen. Es geht auch nur marginal um Spieltheiorie, mehr um Institutionenökonomik, wo dann spieltheoretische Argumente kritisiert werden.
      Der Hinweis ist mehr für Leser gedacht die Zugang zu einer Staats- oder Universitätsbibliothek haben. (Übrigens: Jeder Bundesbürger kann einen Nutzerausweis z.B. für die Bayerische Staatsbibliothek bekommen - man sollte einfach die Nutzungsbedingungen anschauen.)
      Das Buch gibt es auch auf der Datenbank "Oxford Scholarship Online" die auch bei vielen Bibliotheken geführt wird.
      Meine Kritik ist nicht so einfach zusammenzufassen und für den Laien wahrscheinlich etwas abgehoben.

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  2. Tja: Die Rettungsprogramme erzeugen doch auch bei denjenigen Moral-Hazard-Anreize, die von den Rettungsprogrammen profitiert haben. Die Profiteure der Programme hätten sie - mit Verweis auf genau diese Moral Hazard-Probleme - strikt ablehnen müssen, schon vor Jahren.

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