Alan Blinder (via Mark Thoma und Tom Duy) macht auf die fundamentalen Verzerrungen innerhalb der Eurozone aufmerksam und listet die Möglichkeiten auf, die zur Lösung der innereuropäischen Strukturkrise bestehen:
Die gemeinsame europäische Währung hat tatsächlich zwei gigantische Probleme. Die Finanzkrise beansprucht wegen ihrer unmittelbaren Aktualität alle Aufmerksamkeit [... ] aber das andere sich langsamer entwickelnde Problem -- Verschiebungen der Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der Eurozone -- ist bei weitem schwerer zu bekämpfen.
Um die Wettbwerbsfähigkeit der anderen Euro-Länder gegenüber Deutschland wieder herzustellen, bestehen drei Möglichkeiten -- und man man bedenke, die Kluft ist gewaltig:
Erstens könnte Deutschland mehr Inflation zulassen als die Parnerländer im Euro-Raum, beispielsweise durch expansive Fiskalpolitik und und eine Beendigung der Lohnzurückhaltung. Das ist in Deutschland kaum denkbar.
Zweitens könnten die anderen Länder durch Strukturreformen Produktivitätswunder vollbringen, während Deutschland relativ zurückfällt. Viel Glück dabei. Und falls das irgendwie geschehen kann, ist der Zeitrahmen völlig falsch. Reformen tragen erst nach Jahren Früchte, während die Finanzmärkte die Zeit in Sekunden zählen.
Drittens könnten die anderen Länder Deflationspolitik betreiben, mit Lohn- und Preisrückgängen über einen längeren Zeitraum. Dies ist unglaublich schwer zu erreichen und extrem schmerzhaft -- und passiert eigentlich nur in sehr langen Rezessionen. Leider ist dies der wahrscheinlichste Weg.
Vielleicht sollte dabei klargestellt werden, dass die Wettbewerbsposition Deutschlands nicht primär auf einem Produktivitätswunder beruht, sondern auf der Lohnzurückhaltung in Deutschland relativ zu den Partnerländern. Ich habe in einem
früheren Blog darauf hingewiesen und dort auch die regionale Lohnindexierung als vierte Möglichkeit zur Lösung der Strukturkrise erwähnt.
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