Jemand frage Keynes was er von Lerners Konzept der funktionalen Staatsfinanzen hielte. Er antwortete dass man alle hin und wieder täuschen könne aber nicht andauernd, usw.... Er sprach wahrscheinlich von "Humbug" oder etwas ähnlichem. Ich saß neben Lerner am unteren Ende des Tisches (mit Keynes und Hansen am Kopfende) und erinnere mich lebhaft wie rot Lerners Gesicht war. Niemand verteidigte ihn.Nach dem Grund für Keynes' Reaktion gefragt war Domars Antwort:
In Anbetracht dessen, dass Keynes ein Jahr später Lerners Konzept der funktionalen Staatsfinanzen über den grünen Klee lobte denke ich, dass Keynes entweder Lerners Artikel nicht gelesen hatte und das nicht zugeben wollte, oder dass er ihn gelesen aber nicht verstanden hatte. Er hatte reichlich Gesellschaft. Das Konzept der funktionalen Staatsfinanzen schockierte jeden. Stellen Sie sich einen tiefgläuibigen Menschen vor dem erzählt wird dass Gott nicht existiert!Lerner erinnert sich ebenfalls an das Gespräch:
Keynes war besorgt darüber, dass nicht ausreichend investiert wurde oder - in seiner Sprechweise - dass zu viel gespart wurde. Ich fragte warum wir darüber besorgt sein sollten. Wenn man den Leuten nur genügend Geld gäbe, würden sie mehr ausgeben. Dann wäre die Nachfrage hinreichend hoch. Eine Depression wäre vermeidbar, wenn wir bereit wären, den Leuten mehr Geld zu geben. Er fragte woher das Geld nehmen. Ich sagte nicht "Geld drucken" sondern "Kredit aufnehmen." Er antwortete dass die Staatsschuld dann ständig wachsen würde und ich sagte "ja". "Was würde dann passieren?" Ich antwortete "Nichts". Wir sprachen noch ein wenig und Keynes sagte schließlich: "Nein, das ist Humbug" -- das war der Ausdruck, den er verwendete, Humbug (Quatsch) -- "die Staatsschuld kann nicht ewig wachsen."...
Evsey Domar, der daneben stand, bemerkte, Keynes solle vielleicht mal die General Theory lesen.
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Nachweis: Alle Zitate sind dem sehr lesenswerten Buch The Coming of Keynesianism to America: Conversation With the Founders of Keynesian Economics, herausgegeben von David C. Colander und Harry Landreth, Cheltenham: Edward Elgar 1996 entnommen (Seiten 184f. und 108f.)
Können Sie die entsprechenden Seiten (108f. und 184f.) auch hochladen?
AntwortenLöschenDie Seiten wohl nicht, aus Copyright-Gründen. Gelegentlich werde ich aber die Original-Zitate hochladen. (Ich mache hier alles deutsch.)
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