Dienstag, 9. April 2013

Pflichtlektüre für Quotenfetischisten

In einem früheren Eintrag habe ich beklagt, daß viele Argumente zur Staatsverschuldung auf die Verschuldungsquote (das Verhältnis von Staatsschuld zu Bruttoinlandsprodukt) abstellen.

Für diejenigen aber, die sich vom Quotenfetischismus nicht abbringen lassen wollen empfehle ich die Lektüre des kürzlich erschienen Aufsatzes "The Effect of Government Spending on the Debt-to-GDP Ratio: Some Keynesian Arithmetic" von Pedro Leao.

Die Grundüberlegung ist, stark vereinfacht, die folgende: Man betrachtet die Schuldenquote

                            Staatschuld
Schuldenquote = --------------------------------
                              Bruttoinlansprodukt

und trägt dem einfachen Sachverhalt Rechnung, dass bei Unterbeschäftigung zusätzliche Staatsschulden, sagen wir in Höhe von Z, zu einer Erhöhung des Bruttoinlandsprodukts von a*Z führen. Dabei ist a (der "Multiplikator") typischerweise größer als Eins, denn der Staat kauft zusätzliche Waren und Dienstleistungen in Höhe von Z ein. Damit entsteht zusätzliche Produktion und zusätzliche Einkommen im Werte von Z. Wegen der zusätzlichen Einkommen entsteht eine zusätzliche Nachfrage, und damit zusätzliche Produktion und zusätzliche Einkommen und so weiter. Letzten Endes entsteht durch eine zusätzliche Staatsschuld von Z zusätzliches Bruttoinlandsprodukt von  a*Z.

Wenn das Bruttoinlndaprodukt um a*Z zunimmt, steigen die Steuereinnahmen, während Zahlungen für Sozialtransfers (Hartz IV etc.) zurückgehen. Letzten Endes ergibt sich dann eine Entlastung des Staatshaushalts von b*a*Z, wobei der Koeffizient b die fiskalische Entlastungswirkung einer Erhöhung des Bruttoinlandsproduktes beschreibt.

Bei zusätzlichen Staatsausgaben und zusätzlicher Verschuldung um Z ändert sich die Schuldenquote deshalb um


            Staatschuld  + Z  - b*a*Z                     Staatschuld
                                      --------------------------------------     -   -------------------------------                  
                 Bruttoinlansprodukt + a*Z               Bruttoinlansprodukt


Wir fragen nun, bei welchen Werten  die Schuldenquote bei zusätzlichen Staasausgaben  fällt, also die linke Seite kleiner als die rechte Seite ist.

Durch einfache Umstellung erhält man

                    Staatschuld +Z -b*a*Z       Bruttoinlansprodukt + a*Z     
                                        -------------------------------   < ----------------------------------------                  
              Staatschuld                        Bruttoinlansprodukt



und schließlich das Ergebnis

                                           Staatsschuld
                         1/a - b   <   ---------------------------
                                              Bruttoinlandsprodukt



Wenn also die Schuldenquote 100% ist, geht die Schuldenquote auf jeden Fall zurück., da ja bei Unterauslastung der Volkswirtschaft 1/a < 1 ist.


Leao  setzt in diese Formel die empirischen Werte für verschiedene Länder ein und kommt zu dem Schluß:
 Wenn wir die entsprechenden Schätzwerte einsetzen und diese Formel für verschiedene relevante Länder und Regionen auswerten, ergibt sich, dass bei Arbeitslosigkeit zusätzliche Staatsausgaben die Schuldenquote reduzieren.
Im Umkehrschluß kann man sagen: Sparmaßnahmen (also Z<0) erhöhen die Schuldenquote. Wenn also Gregory Mankiw Präsident Obama einen Abbau der Schuldenquote empfiehlt, sollte er Obama zusätzliche kreditfinanzierte Staatsausgaben nahelegen. Auch Herr Schäuble könnte sich das mal überlegen.

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