tag:blogger.com,1999:blog-23631303049434203042024-03-05T17:40:40.236+01:00Funktionale StaatsfinanzenGedanken zu aktuellen Fragen der Wirtschafts- und FinanzpolitikEkkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.comBlogger140125tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-3380161402584358202022-12-15T17:56:00.005+01:002022-12-15T18:10:27.379+01:00Die Wirkunng der Besteuerung von Spitzeneinkommen und die Selektionstheorie der Lohnbildung<h4 style="text-align: left;"></h4><p>In einer interessanten <a href="https://econpapers.repec.org/scripts/redir.pf?u=http%3A%2F%2Fwww.nber.org%2Fpapers%2Fw30698.pdf;h=repec:nbr:nberwo:30698" target="_blank">Untersuchung</a> gehen <span class="page-header__author-item">Daniel Keniston </span><span class="page-header__author-item">und Abigail Peralta der Frage nach, ob hohe Steuern Superstars dazu veranlassen weniger zu arbeiten. Sie schreiben:<br /></span></p><p></p><blockquote>Wir testen diese Hypothese anhand vollständiger Daten zum Arbeitsangebot von Hollywood-Filmstars von 1927 bis 2014. Änderungen der Grenzsteuersätze in hohen Steuerklassen haben keinen signifikanten Einfluss auf die Anzahl der Filme, die ein Filmstar pro Jahr dreht. In Jahren mit hohen Steuern produzieren die Stars jedoch mehr hoch bewertete Filme mit preisgekrönten Regisseuren, wobei sie möglicherweise prestigeträchtige Filme gegen finanzielle Gewinne eintauschen.<br /></blockquote><p>Mit anderen Worten: Die Arbeitsleistung (Zahl der Filme) ändert sich durch schärfere Besteuerung nicht, jedoch verbessert sich die Qualität der Filme.</p><p>Dass die Arbeitsleistung nicht zurückgeht und die Qualität erhöht wird war zu erwarten, denn bei der Bezahlung von Superstars handelt es vermutlich um <i>Selektionslöhne</i>, eine spezielle Art von Effizienzlöhnen (siehe <a href="https://wol.iza.org/articles/efficiency-wages-variants-and-implications/long" target="_blank">hier </a>und <a href="https://www.iza.org/publications/dp/2507" target="_blank">hier</a>). Solche Löhne dienen nicht der Kompensation von Arbeitsleid sondern sind so bemessen, dass sie konkurrierende Lohngebote anderer Interessenten übertreffen. Die Studios wählen die Entlohnung unter dem Gesichtspunkt, dass eine höhere Bezahlung es ermöglicht, ein größeres und qualitativ besseres Bewerberfeld in Betracht zu ziehen und entsprechend erfolgreichere Filme zu produzieren. Die Bezahlung wird dann letztlich so festgesetzt, dass die finanziellen Kosten höherer Bezahlung zwecks besserer Besetzung gerade durch die zusätzlichen Einnahmen wettgemacht werden, die durch die so ermöglichte bessere Filmqualität erzielt werden können. Kurz: Die Filmstudios konkurrieren um die Qualität der Schauspieler. Das treibt die Entlohnung der besonders guten - der Superstars - in die Höhe.</p><p>Wenn die Besteuerung erhöht wird, bleiben die bestverdienenden Schauspieler weiterhin die bestverdienenden Schauspieler. Sie werden zwar höher besteuert, ihre Rangfolge nach Entlohnung bleibt jedoch erhalten. Diese Schauspieler schauspielern nicht des Lebensunterhalts willen sondern aus Neigung, aus künstlerischer Berufung und wegen der künstlerischen Anerkennung und auch um des künstlerischen Ruhmes und Erfolgs willen. Insofern ist nicht verwunderlich, dass die Zahl der Filme bei Erhöhung der Besteuerung nicht zurückgeht. Kenison und Peralta veranschaulichen dies mit sehr schönen Beispielen. Sie erwähnen z.B. dass George Clooney eine Gage von 3 Dollar für das Schreiben, die Regie und die Hauptrolle in "Good Night, and Good Luck" akzeptiert hat, ein Film, der später für 6 Oscars nominiert wurde.<br /></p><p>Jedoch verringert eine höhere Besteuerung die Selektionswirkung höherer Lohngebote, denn diese werden zum Teil weggesteuert und erreichen damit die Schauspieler nur in geringerem Maße als bei niedrigerer Besteuerung. Damit gewinnen andere Gestaltungen des Arbeitsumfelds größeres Gewicht auch bezüglich der Selektionswirkungen: Eine bessere Ausstattung, ein besserer Regisseur oder eine bessere Filmmusik, beispielsweise, können einen Superstar dann überzeugen, ein in diesen Hinsichten besseres Projekt gegenüber einer finanziell attraktiveren vorzuziehen. Entsprechend werden die Studios diese Aspekte stärker bei Ihrer Planung berücksichtigen. Wenn die Wirkung höherer Bezahlung durch höhere Besteuerung beschnitten wird, werden die anderen selektionsrelevanten Aspekte in stärkerem Ausmaß gewichtet. Das macht verständlich warum die Filmqualität durch höhere Besteuerung positiv beeinflusst wird. Wie die Autoren bemerken, legt dieses Reaktionsmuster nahe: Hohe Steuern führen dazu, dass gut verdienende Künstler Qualität gegenüber lukrativeren "Blockbuster"-Filmen bevorzugen.<br /></p><p>Die Verfasser erwarten ähnliche Ergebnisse bei den Spitzenverdienern. Ich würde das ebenfalls erwarten, z.B. bei Spitzenmanagern.</p><h4 style="text-align: left;">Angebots-Nachfrage-Theorie und Selektionslöhne<br /></h4><p>Die Verfasser interpretieren ihren Befund nicht im Rahmen der Selektionstheorie, wie ich das hier gemacht habe, sondern gemäß der konventionellen Angebots-Nachfrage-Theorie.</p><p>Der grundsätzliche Unterschied zwischen diesen beiden theoretischen Gesichtspunkten bezieht sich auf den Markträumungsmechanismus:</p><p><i>Angebots-Nachfrage-Theorie</i>. Diese Theorie betrachtet Arbeitsmärkte, bei denen die Arbeitsanbieter alle in gleicher Weise die Tätigkeit durchführen können. Wenn mehr Arbeitskräfte gesucht werden als vorhanden sind, werden die Unternehmungen mit erhöhten Lohngeboten um diese Arbeitskräfte konkurrieren. <i>Wer </i>jedoch arbeitet, ist für die Arbeitgeber gleichgültig, sei es deshalb, weil die Arbeitsleistung eines einzelnen Arbeitnehmers technisch vorgegeben is, wie etwa am Fließband, oder weil die Entlohnung strikt nach Leistung erfolgt, wie etwa bei den kalifornischen Erntehelfern nach Menge der geernteten Früchte oder in den vorindustriellen Bergwerken nach Menge der geschlagenen Kohle.</p><p><i>Selektionstheorie. </i>Hier wird angenommen, dass die Unternehmungen sowohl mit Lohngeboten als auch mit Qualifikationsanforderungen auf Ungleichgewichte reagieren. Wenn also zu wenig Arbeitskräfte vorhanden sind um die vorhandenen Jobs zu füllen, werden die Unternehmungen höhere Löhne bieten und zugleich die Qualifikationsanforderungen senken. Umgekehrt werden sie bei einem Angebotsüberhang die Lohngebote senken und die Qualifikationsanforderungen erhöhen. Der Grund liegt in der <i>Heterogenität </i>der Arbeitskräfte. Die verschiedene Arbeitskräfte die für einen Job zur Verfügung stehen, sind zwar alle geeignet, den Job zu erledigen, sie können das aber unterschiedlich gut. (Es gibt unterschiedlich gute Verkäufer, unterschiedlich gute Ingenieurinnen, und so weiter. Die Unternehmungen sind <i>nicht</i> indifferent zwischen den verschiedenen Bewerbern, wie die Angebots-Nachfrage-Theorie stillschweigend unterstellt, sondern versuchen, bei Einstellungsgesprächen die besten Bewerberinnen herauszufiltern. Bei höheren Lohngeboten verbessert sich diese Auswahl. Das Lohngebot wird aber typischerweise nicht so stark gesenkt, dass gerade noch ein Bewerber für eine offene Stelle zur Verfügung steht. Der Markt wird also typischerweise nicht geräumt. Der Selektionseffekt führt zu einer Reihe von Regelmäßigkeiten bei der Lohnbildung, die in der einfachen Angebots-Nachfrage-Theorie keinen Platz haben, wie etwa höhere Löhnen in Ballungsgebieten, Firmengrößeneffekten und Industrieeffekten bei der Lohnbildung, Lohndiskriminierung und anderes.) </p><p>Die Selektionstheorie greift, wenn Heterogenität der Arbeitskräfte vorliegt, was gewiss bei Filmstars oder bei Managern zutrifft, aber auch für viele einfachere Arbeiten -- Verkäufer, Klempner, Schlosser, Bauarbeiter, Programmierer etc. -- gilt, da auch hier deutliche Leistungs- und Fähigkeitsunterschiede anzutreffen sind.<br /></p><p>Die beiden Theorieansätze unterscheiden sich zudem diametral bezüglich der zu erwartenden Wirkung einer schärferen Besteuerung auf die Lohnungleichheit <i>vor </i>Steuern: Bei Selektionslöhnen wird sie <i>reduziert.</i> Wenn sich jedoch die Löhne gemäß dem Angebots-Nachfrage-Schema bilden würden, würde sich die Lohnungleichheit vor Steuern <i>vergrößern.</i> In einer gross angelegten OECD-Studie für ganze Wirtschaften - nicht nur für Spitzenverdiener, wurde gefunden, dass eine höhere Besteuerung die Lohnungleichheit vor Steuern reduziert. Dies steht im Einklang mit der Selektionstheorie (und allgemeiner auch der Effizienzlohntheorie) und legt nahe, dass diese nicht nur für Superstars und Spitzenmanager, sondern auch für viele andere Berufe von Bedeutung ist. Ich habe dies in einem <a href="https://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.com/2017/10/ein-interessanter-empirischer-befund.html" target="_blank">früheren Blog</a> besprochen. </p><h4 style="text-align: left;">Anmerkung</h4><div style="text-align: left;"><p style="text-align: left;">Die Selektionstheorie geht auf zwei Arbeiten von Melvin Reder zurück (<a href="https://www.jstor.org/stable/1821382?searchText=ti%3A(%22THE%20THEORY%20OF%20OCCUPATIONAL%20WAGE%20DIFFERENTIALS%22)&searchUri=%2Faction%2FdoBasicSearch%3FQuery%3Dti%253A%2528%2522THE%2BTHEORY%2BOF%2BOCCUPATIONAL%2BWAGE%2BDIFFERENTIALS%2522%2529&ab_segments=0%2FSYC-6646_phrase_search%2Fcontrol&refreqid=fastly-default%3A7e8fc3d2f0bbf4305149bcd3bcb0d5af" target="_blank">hier </a>und <a href="https://econpapers.repec.org/RePEc:oup:restud:v:31:y:1964:i:4:p:309-322." target="_blank">hier</a>). Ich spreche deshalb auch oft in diesem Zusammenhang von "Reder-Wettbewerb", siehe <a href="https://econpapers.repec.org/RePEc:zbw:ifweej:6636" target="_blank">hier</a>.<br /></p></div><p><br /></p><blockquote><br /><br /><span class="page-header__author-item"><br /></span></blockquote>
<p></p>Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-84063179172138352021-08-29T13:54:00.002+02:002021-08-29T18:12:44.766+02:00Wie reagiert das Wohlbefinden auf Einkommenserhöhungen oder Einkommensverringerungen?<p> Richard Easterlin <a href="http://ftp.iza.org/dp14645.pdf" target="_blank">bemerkt dazu</a>: </p><blockquote><p>Die Antwort ist, dass die Menschen ihre Einkommenssituation unterschiedlich bewerten wenn die Wirtschaft expandiert oder wenn sie schrumpft. Wenn im Zuge des Wirtschaftswachstums die Einkommen im Allgemeinen steigen, wird die Bewertung von "sozialem Vergleich" dominiert - was mit den Einkommen der anderen geschieht. Ein Anstieg des Einkommens der anderen untergräbt die Tendenz, dass die Zufriedenheit mit dem eigenen Einkommen wächst - die Zufriedenheit bleibt dann ziemlich konstant. Aber in einer Rezession, in der die Menschen zunehmend Schwierigkeiten haben, ihren festen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, ändert sich die Einkommensbewertung. Die finanzielle Klemme -- der Rückstand gegenüber dem zuvor erzielten Einkommen -- nimmt zu. Je größer der Rückstand, desto geringer ist die Zufriedenheit. </p></blockquote><blockquote><p></p></blockquote><blockquote><p>Es besteht also eine Asymmetrie bei der Bewertung von Einkommensänderungen, je nachdem ob das Einkommen steigt oder fällt. Dies führt zu einer entsprechenden Asymmetrie in der Reaktion der Zufriedenheit auf Einkommensveränderung.</p></blockquote><p>In einer sehr groß angelegten <a href="https://www.mitpressjournals.org/doi/pdf/10.1162/REST_a_00697" target="_blank">Studie von DeNaeve und anderen (2018) </a>ist dieser Effekt nachdrücklich bestätigt worden. (Duesenberry hatte bereits 1949 auf diesen "Sperrklinken-Effekt" als empirisches Phänomen hingewiesen, der auch auf den Konsum durchschlägt.) </p><p>Bei Einkommenssteigerungen steigt also das Wohlbefinden, bei Einkommensverringerungen fällt es. Man könnte nun daraus schließen, dass langfristig das Wohlbefinden im Durchschnitt zunimmt wenn das Einkommen im Durchschnitt wächst. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Die Autoren bemerken:</p><blockquote><p>Negative Wachstumsjahre sind signifikant mit einer Abnahme von Glück und Freude und einer Zunahme von Sorgen und Stress verbunden, die die Befragten während dieser Zeiträume erfahren. Positives Wachstum geht aber nicht mit mehr Glück und Freude einher. </p></blockquote><p>Die Autoren veranschaulichen das mit der folgenden Graphik:</p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiphRfydnhC5ltNqedE_CRUgqW-6iMWBKQpD_YkbdD2YS7A14vo-oMQd8cl_sVF1NyyGKyebJFcmNZJp83ivUryWdJJgsAsyxV7GL9YFnAotxRyUFjXJcQHuPXiKvnShUAUtrrOLzIc1FaB/s775/Pages+from+DeNaeveSperrklinkeneffekt.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="550" data-original-width="775" height="284" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiphRfydnhC5ltNqedE_CRUgqW-6iMWBKQpD_YkbdD2YS7A14vo-oMQd8cl_sVF1NyyGKyebJFcmNZJp83ivUryWdJJgsAsyxV7GL9YFnAotxRyUFjXJcQHuPXiKvnShUAUtrrOLzIc1FaB/w400-h284/Pages+from+DeNaeveSperrklinkeneffekt.png" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der (schematische) Zusammenhang zwischen Einkommen und Wohlbefinden (<a href="https://www.mitpressjournals.org/doi/pdf/10.1162/REST_a_00697" target="_blank">Link</a>).</td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr></tbody></table><br /><p>Also wiederum eine Bestätigung von Duesenberry's Relativeinkommenshypothese - siehe meine früheren Posts <a href="https://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.com/2014/07/ein-wissenschaftlicher-ruckschritt.html" target="_blank">hier</a>, <a href="https://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.com/2019/03/eine-erneute-bestatigung-der.html" target="_blank">hier </a>und <a href="https://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.com/2019/05/duesenberry-im-originalton.html" target="_blank">hier </a>- nun mit einer detaillierteren Darstellung des zeitlichen Mechanismus. <br /></p>Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-66520740277732457742021-08-27T07:41:00.001+02:002021-08-30T06:34:24.503+02:00Erhöht eine Solarpflicht für Neubauten die Hauspreise und Mieten? <p>In einigen Bundesländern <a href="https://www.haufe.de/immobilien/wohnungswirtschaft/solarpflicht-fuer-wohngebaeude-was-die-bundeslaender-planen_260_526948.html" target="_blank">wird eine Solarpflicht für Neubauten eingeführt werden</a>.Bedenken richten sich gegen die Mehrkosten für Neubauten. So sagt der Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU):</p><blockquote><p>Bei Privathäusern, zum Beispiel von kleinen Häuslebauern, müssen wir
allerdings sehr darauf achten, dass die Bauvorhaben durch zusätzliche
Kosten nicht unmöglich werden", sagte Altmaier. Deshalb bin ich nicht
unbedingt ein Freund einer Solarpflicht auf Dächern von Privathäusern.</p></blockquote><p>Dem hält die Berliner Senatorin Ramona Popp (Die Grünen) entgegen, die Mehrkosten lägen im "kleinen und tolerierbaren Bereich". </p><blockquote><p>Eine Solaranlage für ein Einfamilienhaus kostet der Senatorin zufolge
7.800 Euro – das seien im Durchschnitt rund drei Prozent der
Gesamtkosten. Eine Anlage für ein Mehrfamilienhaus liege bei 20.000
Euro, was die Baukosten nur um ein Prozent verteuere.</p></blockquote><p>Ich halte diese Argumente für falsch. Es wird gebaut, wenn sich dies lohnt, wenn also die Gesamtkosten (Grundstückskosten plus Baukosten) durch die Miete finanziert werden können. Die erzielbare Neubaumiete ergibt sich aus der Knappheitslage im jeweiligen Wohngebiet. Wenn für ein gegebenes Objekt die Baukosten durch zusätzliche Erfordernisse wie etwa eine Solarpflicht erhöht werden und durch zusätzliche Einnahmen nicht amortisiert werden können, wird die Planung unrentabel. Es wird nicht gebaut. Damit das Grundstück bebaut werden kann, muss der Grundstückspreis entsprechend gesenkt werden.</p><p>Mit anderen Worten: Eine Solarpflicht geht nicht zu Lasten der Häuslebauer und Mieter, sondern zu Lasten der Grundstücksverkäufer. Der Häuslebauer wird beim Bestehen einer Solarpflicht sein Grundstück billiger bekommen, der Grundstücksverkäufer erhält weniger. Umgekehrt ist ein Verzicht auf Solarpflicht günstig für die Grundstücksverkäufer.<br /></p><p>Nebenbei: Das hier für eine kleine Fragestellung herangezogene Argument ist wichtig im <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Georgismus" target="_blank">Georgismus</a>. <br /></p>Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-58376055362992380922021-08-22T16:50:00.001+02:002021-08-22T16:51:32.137+02:00Kosten für Solar- und Windenergie<p class="western" style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;"> <span class="sd-abs-pos" style="left: 0cm; position: absolute; top: 0cm; width: 1684px;">
</span><span dir="ltr" id="Frame1" style="background: rgb(255, 255, 255) none repeat scroll 0% 0%; border: medium none; left: 6.63cm; padding: 0.13cm 0.25cm; position: absolute; top: 0.56cm; width: 16.86cm;"></span></p><p align="left" class="western" style="line-height: 115%;">Paul Krugman <a href="https://www-nytimes-com.emedien.ub.uni-muenchen.de/2021/08/17/opinion/us-obama-renewable-energy.html" target="_blank">schreibt in der New York Times</a>:</p><p align="left" class="western" style="line-height: 115%;">In den
letzten zwölf Jahren haben wir ein technologisches Wunder erlebt.
Wie in einem Artikel von <span style="color: navy;"><span lang="zxx"><u><a href="https://ourworldindata.org/cheap-renewables-growth" target="_blank">MaxRoser </a></u></span></span>sehr schön dokumentiert, sind die Kosten
für Solar- und Windenergie, die einst als törichte
Hippie-Phantasien abgetan wurden, so weit gesunken, dass recht
bescheidene Anreize zu einem raschen Rückgang des Verbrauchs
fossiler Brennstoffe führen könnten:</p><p align="left" class="western" style="line-height: 115%;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjQTq4gYNEBPwKJc3QK4YGgndyIAE2en-cYxCkHb_S67rTLzmQXA7LRA564QQLCeGxtzHhQyK5FbQF9qyiVnvBgKKOGqdURVQTyExrvFBh_ovHzoRhTHGY8tkMx6L-SzvzFN6lhx1Y79nda/s1906/Krugman+Energy+prices.webp" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1058" data-original-width="1906" height="223" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjQTq4gYNEBPwKJc3QK4YGgndyIAE2en-cYxCkHb_S67rTLzmQXA7LRA564QQLCeGxtzHhQyK5FbQF9qyiVnvBgKKOGqdURVQTyExrvFBh_ovHzoRhTHGY8tkMx6L-SzvzFN6lhx1Y79nda/w400-h223/Krugman+Energy+prices.webp" width="400" /></a></div><p><br />. . .<br /></p><p><br /></p><p></p>
<p align="left" class="western" style="margin-bottom: 0cm;"><br /></p>
<p align="left" class="western" style="margin-bottom: 0cm;"><br />
</p>
<p align="left" class="western" style="margin-bottom: 0cm;"><br />
</p>
<p> </p>Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-70521213342616537122021-05-18T08:10:00.001+02:002021-05-18T08:10:40.883+02:00Paul Krugman: Die Rückkehr alter Irrtümer<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;"> <span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Paul Krugman <a href="https://www.nytimes.com/2021/05/13/opinion/cryptocurrency-inflation.html" target="_blank">schreibt in der New York Times</a>:</span></span></span>
</p><p align="left" style="line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="font-variant: normal;"><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Vor
einigen Jahren habe ich versucht, eine Unterscheidung zwischen
Zombie-Ideen und Kakerlaken-Ideen zu treffen. Zombie-Ideen sind
solche, die durch Beweise hätten getötet werden sollen, aber
einfach </span></span></span></span></span></span><span style="font-variant: normal;"><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">weiterleben</span></span></span></span></span></span><span style="font-variant: normal;"><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">
und die Gehirne </span></span></span></span></span></span><span style="font-variant: normal;"><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">zer</span></span></span></span></span></span><span style="font-variant: normal;"><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">fressen.
Bei</span></span></span></span></span></span><span style="font-variant: normal;"><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">
<a href="https://krugman.blogs.nytimes.com/2013/02/02/cockroach-ideas-2/?campaign_id=116&emc=edit_pk_20210513&instance_id=30760&nl=paul-krugman&regi_id=71299844&segment_id=57982&te=1&user_id=ed68c648b768500f3ef017be9a3d5a95&mtrref=undefined&gwh=85B6939012F5C1C93B074DC451A263AD&gwt=pay&assetType=PAYWALL" target="_blank">Kakerlaken-Ideen</a> handelt es sich um falschen Überzeugungen, die manchmal für eine
Weile verschwinden, aber immer wieder zurückkommen.</span></span></span></span></span></span></p>
<p align="left" style="line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-variant: normal;"><span lang="en-US"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">In
</span></span></span></span><span style="font-variant: normal;"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">letzter
Zeit bemerke ich </span></span></span><span style="font-variant: normal;"><span lang="en-US"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">ein</span></span></span></span><span style="font-variant: normal;"><span lang="en-US"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">e
zunehmende </span></span></span></span><span style="font-variant: normal;"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Plage
von monetären Kakerlaken. Insbesondere höre ich viel davon, dass
der mutwillige Missbrauch der Geldschöpfungsbefugnis der </span></span></span><span style="font-variant: normal;"><span lang="en-US"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Zentralbank</span></span></span></span><span style="font-variant: normal;"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">
bald zu einer galoppierenden Inflation führen wird - oder
vielleicht, dass wir bereits eine hohe Inflation erleben, die aber
durch unehrliche Regierungsstatistiken verschleiert wird. </span></span></span></span></span></span>
</p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Vor
einem Jahrzehnt gab es viel Gerede in dieser Richtung, aber es
verblasste, als jedem klar wurde, dass eine Hyperinflation einfach
nicht stattfinden würde. Jetzt ist es wieder da, und zwar aus
mehreren Gründen.</span></span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: #333333;"><span style="font-family: georgia, serif;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Zum
einen sehen wir eine tatsächliche Inflation, da eine sich erholende
Wirtschaft auf Engpässe stößt - Engpässe bei Bauholz,
Schiffscontainern, <a href="https://nl.nytimes.com/f/a/nGuaoz8f4ii80q8GKhma9A~~/AAAAAQA~/RgRigA9pP0TPaHR0cHM6Ly90d2l0dGVyLmNvbS9SZW5NYWNMTEMvc3RhdHVzLzEzOTI0NTgyNDg1MTU2MzcyNTE_Y2FtcGFpZ25faWQ9MTE2JmVtYz1lZGl0X3BrXzIwMjEwNTEzJmluc3RhbmNlX2lkPTMwNzYwJm5sPXBhdWwta3J1Z21hbiZyZWdpX2lkPTcxMjk5ODQ0JnNlZ21lbnRfaWQ9NTc5ODImdGU9MSZ1c2VyX2lkPWVkNjhjNjQ4Yjc2ODUwMGYzZWYwMTdiZTlhM2Q1YTk1VwNueXRCCmCcaYqdYBslq1VSG2Vra2VoYXJ0LnNjaGxpY2h0QGdtYWlsLmNvbVgEAAAAAA~~" target="_blank">Gebrauchtwagen</a></span></span></span><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;"><a href="https://twitter.com/RenMacLLC/status/1392458248515637251?campaign_id=116&emc=edit_pk_20210513&instance_id=30760&nl=paul-krugman&regi_id=71299844&segment_id=57982&te=1&user_id=ed68c648b768500f3ef017be9a3d5a95" target="_blank"> </a>usw.
Ich glaube, und die </span></span></span><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Zentralbank</span></span></span><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">
glaubt, dass diese Engpässe nur vorübergehend sind, dass es sich
nur um einen Ausrutscher handelt und dass die Inflation wieder
abklingen wird; aber wir könnten uns irren, und zumindest ist an
dieser Sorge etwas dran.</span></span></span></span></span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Aber
ein großer Teil der Gelddrucken-Panik kommt, glaube ich, von de<span lang="en-US">n
</span>Krypto-<span lang="en-US">Leuten</span>. Ich war in einer
Reihe von ausgedehnten (und <span lang="en-US">ausgesprochen</span>
höflichen) Diskussionen mit den Befürwortern von Bitcoin usw. und
habe mein Bestes getan,<span lang="en-US"> unvoreingenommen zu
bleiben.</span> <span lang="en-US">Bei diesen </span>Diskussionen
<span lang="en-US">drängen </span> Skeptiker wie ich immer wieder
auf eine Antwort auf die Frage: "Welches Problem soll die
Kryptowährung denn genau lösen?" Und irgendwann läuft die
Antwort immer auf eine Version von "Fiat-Geld ist dem Untergang
geweiht, weil die <span lang="en-US">Zentralbank</span> nicht
aufhören wird, die Druckerpresse laufen zu lassen" hinaus.</span></span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Daher
scheint es mir sinnvoll zu sein, darüber zu sprechen, warum dies
eine wirklich schlechte Annahme ist, und in den letzten 40 Jahren
auch immer war.</span></span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Um
fair zu sein führt das Drucken riesiger Geldmengen, um die
Rechnungen der Regierung zu bezahlen, tatsächlich zu einer hohen
Inflation. Nehmen Sie das Beispiel Brasiliens in den frühen 1990er
Jahren:</span></span></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgAgwzPrQjqmxCUEeRKJuvhcge39jZtcA4yTKZX53uSkp9tmfTY-i0uLsUFl_5MFk_NJgBVjscrQ0kKnRZiw4GflaDZ2Wkdu9LC4mVeOe-cEAlMImmh6OuTqzUC60L2Uqex_pXTk2J4rEqZ/s600/bild1.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="339" data-original-width="600" height="226" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgAgwzPrQjqmxCUEeRKJuvhcge39jZtcA4yTKZX53uSkp9tmfTY-i0uLsUFl_5MFk_NJgBVjscrQ0kKnRZiw4GflaDZ2Wkdu9LC4mVeOe-cEAlMImmh6OuTqzUC60L2Uqex_pXTk2J4rEqZ/w400-h226/bild1.png" width="400" /></a></div><p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"></span></span></p><p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;"><span style="color: black; font-size: x-small;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;">Ja,
das Drucken von Geld kann Inflation verursachen. FRED</span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Aber
nichts dergleichen ist in den USA passiert, selbst nicht in Zeiten,
in denen Geldmengenaggregate wie M2 dramatisch gestiegen sind. Jeder,
der behauptet, dass ein starker Anstieg von M2 eine steigende
Inflation ankündigt, hat sich seit den 1980er Jahren immer wieder
geirrt. Ich meine, wirklich, wirklich geirrt:</span></span></span></p><p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;"><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;"></span></span></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjLa3-pqCZXBX3i-GkN7BwgSOjgtD7pLIALtIWkoS-xYZgblDxB1a1elRijW962uIPg-ZSiyIIjAsqNtLoZoCslR9XFEbbkq9LjJFZcFyIIXZoLVPWgsELbyqL0lcJFtqFeYyjhsL-a7AOt/s600/bild2.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="339" data-original-width="600" height="226" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjLa3-pqCZXBX3i-GkN7BwgSOjgtD7pLIALtIWkoS-xYZgblDxB1a1elRijW962uIPg-ZSiyIIjAsqNtLoZoCslR9XFEbbkq9LjJFZcFyIIXZoLVPWgsELbyqL0lcJFtqFeYyjhsL-a7AOt/w400-h226/bild2.png" width="400" /></a></span></span></span></div><span style="color: black; font-size: x-small;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;">M2
ist seit Jahrzehnten nicht mehr viel wert. FRED</span></span><span style="font-size: x-small;">
</span><p></p><p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;"><span style="font-size: x-small;">
</span><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Warum?</span></span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Es
gibt eigentlich zwei große Trugschlüsse in der Geschichte mit
"Druckerpresse geht brrr -> Inflation".</span></span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Eine
davon ist das, was ich als die Doktrin der unbefleckten Inflation
bezeichne: die Vorstellung, dass eine Erhöhung der Geldmenge
irgendwie direkt in Inflation umschlägt, ohne dabei eine
wirtschaftliche Überhitzung zu verursachen. Viele Menschen sind im
Laufe der Jahre auf diesen Trugschluss hereingefallen. Zu ihnen
gehörte kein Geringerer als Milton Friedman. Er betrachtete das
schnelle Wachstum der Geldmenge M1 in den frühen 1980er Jahren:</span></span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj5QeZX9t0S0QivXGlKMpOzoIowi-ZtO9M9ctC33j6whkyV16OzRuAzdCIDTGt6Qd6DpwrXes4qBtUHXA-Tnje3jjB9bdvgfkIqFtz10Xw5Wu4A8T08WNu__zmty0lEE0XldCjr1erBN2Hq/s600/bild3.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="337" data-original-width="600" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj5QeZX9t0S0QivXGlKMpOzoIowi-ZtO9M9ctC33j6whkyV16OzRuAzdCIDTGt6Qd6DpwrXes4qBtUHXA-Tnje3jjB9bdvgfkIqFtz10Xw5Wu4A8T08WNu__zmty0lEE0XldCjr1erBN2Hq/w400-h225/bild3.png" width="400" /></a></div><p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.25cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black; font-size: x-small;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;">Friedman's
Fehler. FRED</span></span></p><span style="font-size: x-small;">
</span><p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;"><span style="font-size: x-small;">
</span><span style="color: #333333;"><span style="font-family: georgia, serif;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Und
von 1982 bis 1985 <a href="https://nl.nytimes.com/f/a/29rOg4sVCwxh7iMs9uin0Q~~/AAAAAQA~/RgRigA9pP0TtaHR0cHM6Ly9maWxlcy5zdGxvdWlzZmVkLm9yZy9maWxlcy9odGRvY3MvcHVibGljYXRpb25zL3Jldmlldy8wNy8wNS9NYXlKdW4wN1Jldmlldy5wZGY_Y2FtcGFpZ25faWQ9MTE2JmVtYz1lZGl0X3BrXzIwMjEwNTEzJmluc3RhbmNlX2lkPTMwNzYwJm5sPXBhdWwta3J1Z21hbiZyZWdpX2lkPTcxMjk5ODQ0JnNlZ21lbnRfaWQ9NTc5ODImdGU9MSZ1c2VyX2lkPWVkNjhjNjQ4Yjc2ODUwMGYzZWYwMTdiZTlhM2Q1YTk1VwNueXRCCmCcaYqdYBslq1VSG2Vra2VoYXJ0LnNjaGxpY2h0QGdtYWlsLmNvbVgEAAAAAA~~" target="_blank">sagte </a></span></span></span><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">er
wiederholt ein Wiederaufleben der Inflation <a href="https://nl.nytimes.com/f/a/29rOg4sVCwxh7iMs9uin0Q~~/AAAAAQA~/RgRigA9pP0TtaHR0cHM6Ly9maWxlcy5zdGxvdWlzZmVkLm9yZy9maWxlcy9odGRvY3MvcHVibGljYXRpb25zL3Jldmlldy8wNy8wNS9NYXlKdW4wN1Jldmlldy5wZGY_Y2FtcGFpZ25faWQ9MTE2JmVtYz1lZGl0X3BrXzIwMjEwNTEzJmluc3RhbmNlX2lkPTMwNzYwJm5sPXBhdWwta3J1Z21hbiZyZWdpX2lkPTcxMjk5ODQ0JnNlZ21lbnRfaWQ9NTc5ODImdGU9MSZ1c2VyX2lkPWVkNjhjNjQ4Yjc2ODUwMGYzZWYwMTdiZTlhM2Q1YTk1VwNueXRCCmCcaYqdYBslq1VSG2Vra2VoYXJ0LnNjaGxpY2h0QGdtYWlsLmNvbVgEAAAAAA~~">voraus</a></span></span></span><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">
8 Prozent für 1983, zweistellig für 1984, 8 bis 10 Prozent für
1985.</span></span></span></span></span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Offensichtlich
geschah nichts davon. Stattdessen führte eine schlaffe Wirtschaft
mit hoher Arbeitslosigkeit zu einer rückläufigen Inflation über
den gesamten Zeitraum:</span></span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj11EXyHQkfwp-kcMVFKdpgAX8_2agsTPsTsXoIrtvNogzdxaRGj6D8gYqkLPKJ8iw8I0k3UNmlCDe-XBsegJSC5MkuFlwD0lrXA9FZLDEyjosnjO6wrqTHysHdlTpEfGw__lKUs_gltizf/s600/bild4.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="337" data-original-width="600" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj11EXyHQkfwp-kcMVFKdpgAX8_2agsTPsTsXoIrtvNogzdxaRGj6D8gYqkLPKJ8iw8I0k3UNmlCDe-XBsegJSC5MkuFlwD0lrXA9FZLDEyjosnjO6wrqTHysHdlTpEfGw__lKUs_gltizf/w400-h225/bild4.png" width="400" /></a></div><p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.25cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black; font-size: x-small;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;">Inflation,
nicht unbefleckt. FRED</span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Die
heutigen Inflationistas wissen jedoch nichts von dieser Geschichte.</span></span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Der
andere Trugschluss der modernen Inflationisten ist, dass sie nicht
verstehen, wie sich die Rolle des Geldes in einer Welt mit sehr
niedrigen Zinssätzen verändert, obwohl wir schon sehr lange in
dieser Art von Welt leben.</span></span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Vor
2007 war es für die Menschen teuer, Geld zu halten, weil Bargeld
keine Zinsen abwarf, während Bankeinlagen weniger als andere
Vermögenswerte wie Schatzbriefe einbrachten. Die Menschen hielten
Geld also nur wegen seiner Liquidität - der Tatsache, dass es leicht
ausgegeben werden konnte. Als die Zuentralbank der USA die Geldmenge
erhöhte, ließ sie der Öffentlichkeit mehr Liquidität, als sie
wollte, so dass das Geld zum Kauf anderer Vermögenswerte verwendet
wurde, was die Zinssätze nach unten trieb und zu höheren
Gesamtausgaben führte.</span></span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Aber
wenn die Zinsen sehr niedrig sind - was sie seit Jahren sind, weil es
eine Schwemme von Ersparnissen im Verhältnis zu den wahrgenommenen
Investitionsmöglichkeiten gibt - ist Geld am Rande nur ein weiterer
Vermögenswert. Wenn die Zentralbank die Geldmenge erhöht, verspüren die
Menschen kein dringendes Bedürfnis, das Geld für lukrativere Zwecke
zu verwenden, sie bleiben einfach darauf sitzen. Die Geldmenge
steigt, aber die Bruttowertschöpfung nicht, so dass die
"Geschwindigkeit" des Geldes - das Verhältnis der
Bruttowertschöpfung zur Geldmenge – sinkt:</span></span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj_L0unqDoS9433QfPGeOJ4TSlUJXWtRmvS0x07NimxJuRgiCFQ_jAcvQXhc03FzlOB74Biyss4_5qH9lVMglYcwqHOMQc1Rohl7PFF6PWcGJfn_XvN4TKQJb3cH4dO5FxExxjiJrN_B-lx/s600/bild5.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="339" data-original-width="600" height="226" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj_L0unqDoS9433QfPGeOJ4TSlUJXWtRmvS0x07NimxJuRgiCFQ_jAcvQXhc03FzlOB74Biyss4_5qH9lVMglYcwqHOMQc1Rohl7PFF6PWcGJfn_XvN4TKQJb3cH4dO5FxExxjiJrN_B-lx/w400-h226/bild5.png" width="400" /></a></div><br />
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.25cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black; font-size: x-small;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span>Das
Geld liegt heutzutage einfach da. FRED</span></span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: #333333;"><span style="font-family: georgia, serif;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Das
sind keine neuen Erkenntnisse. Ich habe über all dies im <a href="https://nl.nytimes.com/f/a/nGuaoz8f4ii80q8GKhma9A~~/AAAAAQA~/RgRigA9pP0TPaHR0cHM6Ly90d2l0dGVyLmNvbS9SZW5NYWNMTEMvc3RhdHVzLzEzOTI0NTgyNDg1MTU2MzcyNTE_Y2FtcGFpZ25faWQ9MTE2JmVtYz1lZGl0X3BrXzIwMjEwNTEzJmluc3RhbmNlX2lkPTMwNzYwJm5sPXBhdWwta3J1Z21hbiZyZWdpX2lkPTcxMjk5ODQ0JnNlZ21lbnRfaWQ9NTc5ODImdGU9MSZ1c2VyX2lkPWVkNjhjNjQ4Yjc2ODUwMGYzZWYwMTdiZTlhM2Q1YTk1VwNueXRCCmCcaYqdYBslq1VSG2Vra2VoYXJ0LnNjaGxpY2h0QGdtYWlsLmNvbVgEAAAAAA~~" target="_blank">Zusammenhang mit Japan</a> </span></span></span><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">in
den 1990er Jahren geschrieben, und selbst das war hauptsächlich eine
Formalisierung von Erkenntnissen, die viele Ökonomen seit
Jahrzehnten vertreten hatten. Und obwohl es eine Weile gedauert hat,
habe ich das Gefühl, dass die große Mehrheit der
Wirtschaftskommentatoren </span></span></span><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">um
</span></span></span><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">2014
</span></span></span><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">herum
</span></span></span><span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">akzeptiert
hat, dass die Betrachtung der Geldmenge im US-Kontext im Grunde keine
Informationen über die zukünftige Inflation bietet.</span></span></span></span></span></span></p>
<p align="left" style="font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: 0.44cm; margin-bottom: 0.26cm; orphans: 0; widows: 0;">
<span style="color: black;"><span style="font-family: Liberation Serif, serif;"><span style="font-size: small;">Aber
jetzt haben wir einen neuen Jahrgang von Finanztypen, vor allem, wie
gesagt, Leute, die mit Krypto zu tun haben, die von all dem nichts
wissen und, wie so oft bei Geldleuten, davon ausgehen, dass sie schon
alles wissen. Wir haben also einen neuen Befall von monetären
Kakerlaken, und alles muss wieder neu erklärt werden.</span></span></span></p>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgzwtscJfivrAaz-L3pGdxiwY5r5uZt7-e9bgt_lFGl-HIy7q8AeyBg1ZQBG2647M1BJU3p7cqtYoUeNUkdtIPdW2xwleZhg6kjZ-rkioEFV40FNusT9k2F6aTUIFCTP55-RA26zDfstAh6/s600/bild2.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><br /></a></div><br />Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-35603400706300042312020-08-30T08:57:00.002+02:002020-08-30T08:59:11.112+02:00Der Trade-Off von Corona-Toten und Arbeitslosigkeit in den USADavid Hamermesh nimmt in seinem Beitrag <a href="https://wol.iza.org/opinions/trading-off-lives-for-jobs" target="_blank"><i>Trading off lives for jobs</i></a> zum Zuammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und den Corona-Sterbefällen wie folgt Stellung: <br />
<blockquote class="tr_bq">
<div align="left" class="western" style="line-height: 115%;">
Es gibt einen Zielkonflikt - verlorene Leben gegen
wirtschaftliche Verluste - im Hinblick auf die Lockerung der
Beschränkungen für wirtschaftliche Aktivitäten während der
<span id="goog_252599497"></span><a href="https://www.blogger.com/"></a><span id="goog_252599498"></span>Covid-19-Krise. Alle Wirtschaftswissenschaftler wissen das, obwohl es
uns oft peinlich ist, öffentlich zu erklären, dass es diese<span style="color: black;"><span style="font-family: "liberation" serif , serif;"><span style="font-size: small;"><span lang="de-DE">s
Dilemma</span></span></span></span> gibt. Aber es ist sinnvoll, zu
versuchen, dieser <span style="color: black;"><span style="font-family: "liberation" serif , serif;"><span style="font-size: small;"><span lang="de-DE">Zusammenhang</span></span></span></span> zu messen, da dies Grundlage für die Entscheidung ist, vor der die politischen
Entscheidungsträger stehen – ob sie bereit sind, dies anzuerkennen
oder nicht. </div>
</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Ökonomen
schätzen <a href="https://wol.iza.org/opinions/pricing-the-lives-saved-by-coronavirus-policies">den
Wert eines Lebens in den USA auf 10 Millionen Dollar</a> (ich weiß,
es klingt krass, dies zu tun). Diese Berechnung wurde unzählige Male
von Regierungen bei der Entscheidung über Investitionen in
verschiedene Bau- und andere Projekte herangezogen. Die beste
Schätzung, die ich über die Zahl der während der Krise verlorenen
Arbeitsplätze gesehen habe, geht davon aus, dass <a href="https://cheps.sdsu.edu/docs/CHEPS-Working-Paper-No-2020401-FSMD-April-10-2020.pdf" target="_blank">für
jedes</a> durch soziale Distanzierung, Unternehmensschließungen und
ähnliche Maßnahmen<a href="https://cheps.sdsu.edu/docs/CHEPS-Working-Paper-No-2020401-FSMD-April-10-2020.pdf" target="_blank">
gerettete Leben etwa 200 Arbeitsplätze verloren gehen</a>. </blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Ein Leben,
das für 200 verlorene Arbeitsplätze gerettet wird, mag wie ein
inakzeptabler Kompromiss klingen, wie es für diejenigen eindeutig
eindeutig erscheint, die auf eine rasche Wiedereröffnung der
Volkswirtschaften drängen. Aber das Leben eines Menschen ist für
immer verloren, während die 200 Arbeitsplätze vorübergehend
verloren gehen, vielleicht höchstens ein halbes Jahr (was viel
länger ist als die durchschnittliche Dauer von
Arbeitslosigkeitszeiten in den USA). Wenn es sich bei dem
Arbeitnehmer um den durchschnittlichen US-Arbeitnehmer handelt, der
40.000 USD/Jahr verdient, betragen die Kosten der verlorenen
Arbeitsplätze pro gerettetem Leben 4 Millionen USD (200
Arbeitsplätze x 40.000 USD/Jahr x ½ Jahr). Vergleicht man die
beiden Zahlen, 10 Millionen Dollar pro gerettetem Leben gegenüber 4
Millionen Dollar für verlorene Arbeitsplätze, so ist die richtige
Wahl ziemlich klar - man sollte sich nicht beeilen, <span style="color: black;"><span style="font-family: "liberation" serif , serif;"><span style="font-size: small;"><span lang="de-DE">die</span></span></span></span>
Wirtschaft wieder zu öffnen. </blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<div align="left" class="western" style="line-height: 115%;">
Die meisten
Todesopfer sind ältere Menschen, und viele Leute würden
argumentieren, dass 10 Millionen Dollar ein zu hoher Wert des Lebens
für jemanden in den 70er Jahren sind (obwohl ich im Alter von 76
Jahren vehement gegen dieses Argument protestiere!) Aber selbst wenn
man 5 Millionen Dollar pro verlorenem Leben nimmt, übersteigt dies
immer noch die wahrscheinlichen wirtschaftlichen Verluste in Form von
Arbeitsplatzverlusten (und damit den Verlust von Gütern und
Dienstleistungen). </div>
</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<div align="left" class="western" style="line-height: 115%;">
Ein weiteres Thema, das in dieser Diskussion zu oft ignoriert: Die verlorenen Leben sind nicht <span style="color: black;"><span style="font-family: "liberation" serif , serif;"><span style="font-size: small;"><span lang="de-DE">gleichmäßig
</span></span></span></span>über die Bevölkerung verteilt. Nicht
nur alte Menschen, sondern auch <a href="https://www.iza.org/publications/dp/13115/demographic-determinants-of-testing-incidence-and-covid-19-infections-in-new-york-city-neighborhoods" target="_blank">Arme
und Minderheiten sind unverhältnismäßig stark unter den Opfern von
Covid-19 vertreten</a>. Dies könnte einige Ökonomen veranlassen,
ihre Schätzung des Wertes der verlorenen Leben noch weiter zu
senken, aber selbst für einen Ökonomen wäre das äußerst <span style="color: black;"><span style="font-family: "liberation" serif , serif;"><span style="font-size: small;"><span lang="de-DE">extrem</span></span></span></span>.
</div>
</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Darüber
hinaus gehören viele derer, die für eine rasche Wiedereröffnung
der Volkswirtschaften plädieren - zum Beispiel führende<a href="https://www.nbcnews.com/news/us-news/indiana-congressman-says-he-s-willing-let-more-americans-die-n1184036" target="_blank">
Politiker -</a> zu den reichsten Menschen der Gesellschaft. Es ist
unwahrscheinlich, dass die Wiedereröffnung der Wirtschaft sie und
ihre wohlhabenden Freunde <span style="color: black;"><span style="font-family: "liberation" serif , serif;"><span style="font-size: small;"><span lang="de-DE">beeinträchtigen
würde. </span></span></span></span>Für die eigenen Vorteile
einzutreten, <span style="color: black;"><span style="font-family: "liberation" serif , serif;"><span style="font-size: small;"><span lang="de-DE">für
die andere </span></span></span></span>die Kosten tragen müssen, lässt sich moralisch kaum vertreten. </blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<div align="left" class="western" style="line-height: 115%;">
Es ist
vernünftig zu argumentieren, dass es einen Kompromiss zwischen dem
Verlust eines Arbeitsplatzes und der Lebenserwartung gibt, sofern man
die Vergleiche richtig anstellt. Dabei ist es falsch, die Tatsache zu
ignorieren, dass die Lasten und Kosten nicht von allen gleichermaßen
getragen werden, sondern dass der Verlust von Menschenleben
unverhältnismäßig stark von den am <span style="color: black;"><span style="font-family: "liberation" serif , serif;"><span style="font-size: small;"><span lang="de-DE">Schwächeren
</span></span></span></span>getragen wird. Zwar können die
wirtschaftlichen Verluste auch für Minderheiten und Arme
unverhältnismäßig hoch sein, aber eine finanzielle Entschädigung
durch staatliche Programme kann einen Großteil dieser Verluste kompensieren. Nichts kann <span style="color: black;"><span style="font-family: "liberation" serif , serif;"><span style="font-size: small;"><span lang="de-DE">aber
</span></span></span></span> die Verluste an Menschenleben
ausgleichen.</div>
</blockquote>
Also: Selbst unter dem zynischen Gesichtspunkt einer Kosten-Nutzen-Analyse, bei der Leben mit Geld bewertet werden, kann man eine Lockerung der Restriktionsmassnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus für die USA nicht befürworten - und schon gar nicht für Deutschland, wo die sozialen und wirtschaftlichen Kosten deutlich geringer sind als in den USA - man denke nur an das Kurzarbeitergeld, das es in den USA nicht gibt.<br />
<br />
Mir scheint dass die Kritiker an den Corona-Einschränkungen, ähnlich wie die Klima-Skeptiker, hochgradig irrational und emotional agieren, (auch die Professoren unter ihnen): Sie wollen diese Probleme einfach nicht wahr haben und weigern sich, die Möglichkeit eines Lebens mit den Corona-Restriktionen für einige weitere Monate oder Jahre in Betracht zu ziehen, falls dies erforderlich sein sollte. Sie leugnen deshalb diese realen Gefahren und versuchen ihre Leugnung durch Handlungen zu untermauern, nach dem Motto: Ich gehe durch den Wald und habe Angst, aber sage fortwährend laut zu mir: "Ich habe keine Angst, ich habe keine Angst, ...." bis ich es selbst glaube - und dann überfallen werde.<br />
<br />
Mit anderen Worten: Ich sehe die Corona-Proteste als Bestärkung einer emotional entlastenden Selbsttäuschung durch affirmative Rituale, als Realitätsverleugnung.<br />
<br />
Ein irisches Sprichwort sagt:<span class="hw" data-headword-id="there%27s_none_so_blind_as_those_who_will_not_see"> <a href="https://www.lexico.com/definition/there%27s_none_so_blind_as_those_who_will_not_see" target="_blank">Niemand ist so blind wie diejenigen, die nicht sehen wollen.</a></span>Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-27465291656576926842020-06-17T09:33:00.000+02:002020-07-13T17:56:01.056+02:00Preise für Corona-Tests in der freien Marktwirtschaft der USA<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://static01.nyt.com/images/2020/06/12/upshot/up-coronavirus-test/merlin_173471394_2d24e97c-c589-4d62-ba16-4a68917e15f5-superJumbo.jpg?quality=90&auto=webp" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="533" data-original-width="800" height="213" src="https://static01.nyt.com/images/2020/06/12/upshot/up-coronavirus-test/merlin_173471394_2d24e97c-c589-4d62-ba16-4a68917e15f5-superJumbo.jpg?quality=90&auto=webp" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Gibson
Diagnostic Labs in Irving, Texas<br />
<span class="css-cnj6d5 e1z0qqy90" itemprop="copyrightHolder">(Dylan Hollingsworth für The New York Times)</span> </td></tr>
</tbody></table>
Die New York Times <a href="https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwiK6e_CrYnqAhVPQhUIHWIaBNwQFjAAegQIBRAB&url=https%3A%2F%2Fwww.nytimes.com%2F2020%2F06%2F16%2Fupshot%2Fcoronavirus-test-cost-varies-widely.html&usg=AOvVaw1OxbSYzGzSijdmLWl4Fx0w" target="_blank">berichtete </a>am 16.Juni: <br />
<blockquote class="tr_bq">
In
einem einstöckigen Backsteingebäude im Vorort von Dallas, zwischen
einer Zahnarztpraxis und einer Klinik für Familienmedizin, befindet
sich ein medizinisches Labor, das einige der teuersten
Coronavirus-Tests in Amerika durchgeführt hat.<br />
Die Versicherer haben Gibson Diagnostic Labs bis zu 2.315 Dollar
für einzelne Coronavirus-Tests gezahlt. ... Das Unternehmen verfügt über keine spezielle oder andere
Technologie als beispielsweise große Diagnostiklabors, die 100
Dollar verlangen. ... Wie kann ein einfacher Coronavirus-Test in einem Labor 100 Dollar
kosten und in einem anderen 2.200 Prozent mehr? Dies ergibt sich aus einer grundlegende Gegebenheit des amerikanischen Gesundheitssystems zurück: Die Regierung reguliert die Gesundheitspreise nicht.</blockquote>
Manche Krankenkassen müssen solche Testkosten eben erstatten, wenn sie in Rechnung gestellt werden.....<br />
Angesichts derartiger Fehlentwicklungen sollte man vielleicht die <a href="https://www.bundesgesundheitsministerium.de/arzneimittelpreise.html" target="_blank">jetzige Regelung</a> in Deutschland genauer überdenken.<br />
<br />
<blockquote class="tr_bq">
<br />
<br />
<br />
<br /></blockquote>
Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-78056666801671924492020-05-20T15:56:00.000+02:002020-05-20T15:59:36.092+02:00Die Corona-Krise wird die Lohndisparitäten innerhalb der Euro-Zone verstärkenDie Süddeutschen Zeitung <a href="https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/eu-extra-hilfe-aus-bruessel-1.4911264" target="_blank">berichtet</a> über berechtigte Befürchtungen der Europäischen Kommission:<br />
<blockquote class="tr_bq">
Die Kommission registriert mit Unbehagen, dass es riesige Unterschiede
gibt beim Niveau der Corona-Staatshilfen der einzelnen Mitgliedsländer.
Kommissions-Vizepräsidentin Margrethe Vestager klagte in einem
SZ-Interview, dies könne den Wettbewerb auf dem Binnenmarkt verzerren.
Ein EU-Programm für Kapitalspritzen könnte die Unterschiede zumindest
teilweise verringern. </blockquote>
Tatsächlich werden sich die Wettbewerbsdisparitäten innerhalb der Euro-Zone nochmals verstärken. Schon vor der Corona-Krise hatte Deutschland wegen eines relativ zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gesehen zu niedrigen Lohnniveaus einen massiven Außenhandelsüberschuß. Andere Länder der Eurozone hatten umgekehrt wegen eines relativ zu hohen Lohnniveaus wirtschaftliche Probleme. Auf dieses Problem ist wiederholt <a href="https://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.com/2011/12/wege-aus-der-europaischen-strukturkrise.html" target="_blank">hingewiesen </a> worden. Ich selbst habe einen <a href="https://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.com/2011/12/regionale-lohnindexierung-als.html" target="_blank">Vorschlag</a> zur Behandlung dieses Problems gemacht.<br />
<br />
Das Problem wird nun durch die stärkere Förderung der deutschen Wirtschaft gegenüber anderen Wirtschaften verschärft. Um dem entgegenzuwirken bräuchte es höhere Lohnsteigerungen in Deutschland und geringere Lohnsteigerungen in den problematischeren Mitgliedsländern. Ansonsten muss dort eine zunehmende Arbeitslosigkeit erwartet werden. Der Euro wird das nicht aushalten und der Schaden für alle - auch für Deutschland - wäre groß.<br />
<br />
Der <a href="https://www.deutschlandfunk.de/merkel-und-macron-corona-hilfsfonds-von-500-milliarden-euro.1939.de.html?drn:news_id=1131917" target="_blank">Vorschlag von Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Macron</a> würde diesem Effekt entgegenwirken und ist zu begrüßen. Das grundsätzliche Problem wird er aber nicht beseitigen.<br />
<br />
<br />Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-83527146873539936322020-04-29T10:46:00.001+02:002020-04-29T10:47:00.940+02:00Paul Krugman zur Staatsverschuldung wegen CoronaViele machen sich wegen der aufgrund der durch die Corona-Krise notwendige Staatsverschuldung Sorgen. Diese Sorgen sind m.E.übertrieben und grenzen an Panikmache. (Die Wirtschaftswoche etwa spricht von der "<a href="https://www.wiwo.de/my/politik/ausland/coronakrise-die-globale-schuldenbombe/25744500.html" target="_blank">globalen Schuldenbombe</a>".) In seinem <a href="https://messaging-custom-newsletters.nytimes.com/template/oakv2?campaign_id=116&emc=edit_pk_20200428&instance_id=18004&nl=paul-krugman&productCode=PK&regi_id=71299844&segment_id=26140&te=1&uri=nyt%3A%2F%2Fnewsletter%2Fa1a96a99-b7a9-43ef-bf58-849a6dc88a54&user_id=ed68c648b768500f3ef017be9a3d5a95" target="_blank">Blog </a>erläutert Paul Krugman, dass Staatsschulden Schulden sind die wir uns selbst schulden: <br />
<blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<br />
Wir leisten also Katastrophenhilfe im großen Stil: Arbeitslosenversicherung, Hilfe für kleine Unternehmen und vieles mehr. Sie ist immer noch unzureichend, und ein großer Teil des Geldes kommt immer noch nicht bei den Menschen an, die es am meisten brauchen. Aber lassen Sie das einmal beiseite und fragen Sie: Wie bezahlen wir das? </blockquote>
</blockquote>
<blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Die unmittelbare Antwort ist, dass die Bundesregierung das Geld leiht. Neue Projektionen des Congressional Budget Office deuten darauf hin, dass die Staatsverschuldung als Anteil des Bruttosozialprodukts bis Ende nächsten Jahres rund 30 Punkte höher sein wird als Ende 2019.<br />
<br />
Aber wem wird dieses Geld geschuldet werden? Die Antwort lautet: mir - und Leuten wie mir. Das heißt, diejenigen, die immer noch mehr oder weniger ihr normales Einkommen erhalten, geben weniger aus und sparen mehr - ja, wir kaufen mehr Lebensmittel und Alkohol, aber das wird bei weitem durch geringere Ausgaben für Restaurants und Urlaubsreisen aufgewogen. Und diese Ersparnisse werden auf die eine oder andere Weise über die Bundesregierung in Hilfe für die weniger Glücklichen umgewandelt.<br />
<br />
Ein Teil des Recyclings erfolgt direkt: Meine Frau und ich haben in der Tat einige US-Staatsanleihen gekauft. Das meiste davon ist indirekt: Sie legen mehr Geld auf Ihr Bankkonto, die Bank sammelt zusätzliche Reserven auf ihrem Konto bei der Zentralbank an, und die Zentralbank kauft Staatsanleihen. Aber die Details sind nicht besonders wichtig. Grundsätzlich hilft die Regierung einer Gruppe von Amerikanern, indem sie bei einer anderen Gruppe von Amerikanern Kredite aufnimmt. </blockquote>
</blockquote>
<blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Man könnte sich fragen, wie das Geld zurückgezahlt wird; tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es nie zurückgezahlt wird, was in Ordnung ist, aber das ist eine Geschichte für ein anderes Mal. Es gibt auch potenzielle Probleme, die durch eine hohe Staatsverschuldung entstehen, obwohl es ehrlich gesagt unwahrscheinlich ist, dass die US-Schulden in nächster Zeit zu einem echten Problem werden.<br />
<br />
Der springende Punkt für den Augenblick ist jedoch, dass diese schuldenfinanzierte Katastrophenhilfe nicht auf Kosten des zukünftigen Wachstums Amerikas geht; sie macht das Land nicht ärmer, und sie betrügt auch nicht zukünftige Generationen. Die Schulden, die wir jetzt machen, sind Geld, das wir uns selbst schulden.</blockquote>
</blockquote>
Für Deutschland oder Europa kann man das Gleiche sagen.<br />
<br />Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-89024642586192172852019-12-08T20:33:00.000+01:002019-12-08T20:33:32.500+01:00Pasinetti, Piketty und Vermögenssteuer - NachtragIn einem <a href="https://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.com/2014/06/pasinetti-und-piketty-leider-lang-und.html" target="_blank">früheren Eintrag</a> hatte ich zur Wirksamkeit einer Vermögenssteuer zwecks Reduzierung der Einkommens- und Vermögenskonzentration kitisch Stellung genommen und meine Position ausführlich erläutert. Insbesondere hatte ich kritisch angemenrkt:<br />
<blockquote class="tr_bq">
<span style="font-family: inherit;"> Eine Vermögenssteuer führt .... lediglich zu einer
Erhöhung des Zinses um den Betrag der Steuer, sodass die Netto-Zinserträge
unverändert bleiben und lediglich die Kapitalnutzungskosten erhöht
werden, was die Reallöhne drückt.</span></blockquote>
Diese These beruht auf der Annahme, dass eine höhere Ersparnis zu zusätzlicher Kapitalbildung führt was die Verzinsung der Vermögen und damit die Vermögenserträge reduziert. Dieser Mechanismus scheint aber empirisch gegenwärtig nicht wirksam zu sein. Wir haben total niedrige Zinsen, aber die Investitionsnachfrage wird nicht erhöht, und damit auch nicht die Kapitalbildung. Die Vermögenserträge werden nicht gedrückt, auch wenn die Zinsen niedrig sind. Vielmehr besteht weiterhin eine große Diskrepanz zwischen Zinsniveau und Vermögenserträgen. Damit funktioniert der beschrieben Mechanismus nicht, aus welchen Gründen auch immer, egal ob man von "Sparschwemme" oder "Geldschwemme" spricht. Insofern trifft meine Kritik nicht zu. Unter diesen Bedingungen scheint mir vielmehr eine Vermögenssteuer sinnvoll, um den Vermögenskonzentrationsprozeß zu dämpfen. Das in dem früheren Eintrag erläuterte Argument wird erst dann wieder greifen, wenn die Diskrepanz zwischen Zinsniveau und Vermögenserträgen verschwunden ist, was in der Makroökonomik typischerweise angenommen wurde, so auch in meinem Beitrag von 1976.Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-57837277380782205402019-05-05T08:55:00.000+02:002019-05-05T08:56:58.505+02:00CO2-Steuer oder Zertifikate?Die<a href="https://www.tagesschau.de/inland/cdu-cozweisteuer-101.html" target="_blank"> Tagesschau berichtet</a> dass sich die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer gegen eine CO2-Steuer ausgesprochen hat, mit dem Argument dass eine solche Steuer vor allem die kleinen Leute belaste. Zugleich hat sie angeregt, über einen europaweiten Emissionshandel und Zertifikate nachzudenken.<br />
<br />
Das ist Augenwischerei. CO2-Zertifikate erhöhen die Energiepreise in gleicher Weise wie eine CO2-Steuer, wenn eine gleiche Wirksamkeit angestrebt wird. Die Frage ist eigentlich nur, wie die Einnahmen aus der CO2-Steuer oder aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten an die kleinen Leute weitergegeben werden können.<br />
<br />
Frau Kramp-Karrenbauer weiß das selbst: Sie ist der Meinung, dass mehr Klimaschutz "am besten über den Preis" gesteuert werden sollte und schlägt als eine solche Steuerungsmöglichkeit Zertifikate vor, die dann natürlich die Energiepreise erhöhen. Eine CO2-Steuer ist eine andere derartige Möglichkeit. Ihre Äußerung ist irreführend und klingt nach Wahlkampf, insbesondere dann, wenn sie noch eine europäische Einigung (möglicherweise als Bremse) einbauen will. <br />
<br />
(Für diejenigen,die es genauer wissen wollen: Zertifikate sind besser, wenn der Schaden ab einer gewissen Schwelle massiv zunimmt. Man kann dann durch Zertifikate sicher stellen, dass diese Schwelle nicht überschritten wird, insbesondere dann, wenn man nicht weiß, welche Steuerhöhe erforderlich wäre um die Emissionen unter diesem Wert zu halten. Eine CO2-Steuer ist besser, wenn der Schaden durch CO2-Emmissionen im relevanten Bereich linear verläuft und man die Steuer auf diese Höhe setzt, insbesondere wenn man nicht weiß, welche Kosten mit CO2-Vermeidung einhergehen und welche Höhe der Emissionen man unter diesem Gesichtspunkt anstreben sollte. Wenn man alles weiß sind beide Lösungen äquivalent.) Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-56881477107569820262019-05-01T09:48:00.001+02:002019-05-02T20:49:43.536+02:00Duesenberry im OriginaltonIn zwei früheren Posts (<a href="https://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.com/2014/07/ein-wissenschaftlicher-ruckschritt.html">hier </a>und <a href="https://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.com/2019/03/eine-erneute-bestatigung-der.html">hier</a>) habe ich auf die bleibende Aktualität von James Duesenberrys Relativeinkommenshypothese hingewiesen. Da es immer wieder lohnend ist, in die Originalquellen hineinzuschauen, hier einige Passagen aus Duesenberrys Buch "<a href="https://www.amazon.com/Income-Saving-Theory-Consumer-Behavior/dp/B000WXXRMI">Income, Saving, and the Theory of Consumer Behavior</a>", aus Kapitel III ("Eine Neuformulierung der Spartheorie), Abschnitt 5 ("Die soziale Bedeutung des Konsums"), S. 28-32, übersetzt mit Hilfe von <a href="https://www.deepl.com/translator">DeepL Translator</a>. Wenn man Duesenberrys Ausführungen mit den entsprechenden Passagen zur Konsumtheorie in irgendeinem modernen makroökonomischen Lehrbuch vergleicht sieht man: Dazwischen liegen Welten! Die moderne "abstrakte" Darstellung erscheint gegenüber der "realistischen" Darstellung Duesenberrys als geradezu naiv. ( Die zahlreichen Fußnoten mit Belegstellen as der sozialpsychologischen, soziologischen und psychologischen Literatur habe ich weggelassen. Der interessierte Leser sollte für ein genaueres Studium auf jeden Fall das Original heranziehen.)<br />
<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Der Mechanismus kann wie folgt beschrieben werden. Wenn die Erreichung eines Ziels zu einem allgemein anerkannten gesellschaftlichen Ziel wird, wird die Bedeutung der Erreichung dieses Ziels durch den Sozialisierungsprozess in den Köpfen aller verankert. Psychoanalytisch gesehen ist das Ziel in das Ich-Ideal integriert. Wenn dies der Fall ist, wird das Erreichen eines bestimmten Grades an Erfolg bei der Erreichung des Ziels für die Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls unerlässlich. Die Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls ist ein Grundantrieb in jedem Einzelnen. Tatsächlich entstehen viele psychologische Probleme aus dem Konflikt zwischen den Anforderungen des Selbstwertgefühls, z.B. der Erreichung eines Ziels oder der Beachtung eines Verbots auf der einen Seite und den Anforderungen eines anderen Ziels auf der anderen Seite. Wir müssen nicht die Existenz des Strebens nach Selbstwertgefühl in Frage stellen, sondern uns auf die Art von Aktivität konzentrieren, die es erfordert. Es scheint ziemlich offensichtlich zu sein, dass die Verbesserung des Lebensstandards mit der Verbesserung der Qualität der konsumierten Waren identisch ist. In einer Gesellschaft, in der die Verbesserung des Lebensstandards ein soziales Ziel ist, wird der Drang zur Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls zu einem Drang nach höherwertigen Gütern. Dieser kann ganz unabhängig davon wirken ob die Güter nun unter einem anderen Gesichtspunkt erwünscht sind oder nicht.<br />
<br />
Die Bedeutung des Strebens nach einem höherem Lebensstandard - also nach dem Kauf hochwertiger Güter - wird in unserer Gesellschaft durch die Merkmale unserer Sozialstruktur verstärkt. Wir sind eine Gesellschaft, die formal klassenlos ist, aber dennoch durch ein differenziertes System gekennzeichnet ist, nach dem sich der soziale Status bestimmt. Es gibt eine Reihe von Kriterien zur Erreichung eines relativ hohen Status, von denen die wichtigsten wohl beruflich sind. Erfolg (was in den meisten Fällen hohes Einkommen bedeutet oder aber mit hohen Einkommen einhergeht), die Mitgliedschaft in Berufsgruppen von relativ hohem Prestige und familiäre Verbindungen. Der letzte Faktor ist wahrscheinlich nur in kleinen Gemeinden oder bei Personen mit extrem hohem Status von großer Bedeutung. Das Erreichen eines bestimmten Status erfordert auch die Fähigkeit, die Verhaltensstandards anderer Mitglieder von hochrangigen Gruppen zu erfüllen. So ist es möglich, dass einige Personen mit niedrigem Einkommen einen sehr hohen Status beibehalten, während andere mit sehr hohem Einkommen möglicherweise nicht die höchsten Positionen erreichen. Im Allgemeinen scheint es jedoch, dass das Einkommen eines der wichtigsten Statuskriterien ist. Prestige geht an erfolgreiche Menschen und Erfolg in unserer Gesellschaft ist eng mit dem Einkommen verbunden. Sobald eine Gruppe von Menschen mit hohem Einkommen als Gruppe mit überlegenem Status anerkannt wird, wird ihr Konsumstandard selbst zu einem der Kriterien für die Beurteilung des Erfolgs. Da fast jede Konsumtheorie mit der Ansicht übereinstimmt, dass einkommensstarke Familien mehr für den Konsum ausgeben werden als einkommensschwache Familien, etablieren sich hohe Konsumstandards als Kriterien für einen hohen Status. Sobald dies geschehen ist, wird es für jeden schwierig, eine hohe Statusposition zu erreichen, wenn er nicht in der Lage ist, einen hohen Konsumstandard aufrechtzuerhalten, unabhängig von seinen anderen Qualifikationen.<br />
<br />
Der Antrieb zu hohen Konsumstandards wird durch das hohe Maß an sozialer Mobilität in unserer Gesellschaft noch verstärkt. In einer Gesellschaft, in der die Kriterien für den Status in Bezug auf die Geburt sind, ist es für einen Einzelnen unmöglich, seinen Status zu erhöhen. Dann wird das Streben nach einem hohen Konsumstandard als Mittel zur Erreichung eines hohen Status geschwächt.<br />
<br />
Außerdem ist unsere Gesellschaft nicht geschichtet, d.h. sie hält keine starken Barrieren gegen die Assoziation von Personen mit unterschiedlichem Status aufrecht. Das bedeutet, dass die Häufigkeit, mit der ein Mensch schmerzende Vergleiche zwischen der Qualität seines Lebensstandards und dem anderer zieht, stark erhöht wird. Natürlich bedeutet die Existenz des sozialen Status fast per Definition, dass jeder Einzelne dazu neigt, sich mit anderen Personen mit fast gleichem Status zu identifizieren. Da die sozialen Statusrankings in unserer Gesellschaft jedoch eine kontinuierliche Serie und nicht eine Reihe klar definierter Gruppenrankings bilden, muss sich jeder Einzelne mit einigen Personen mit höherem und anderen mit niedrigerem Status als seinem eigenen identifizieren. Notgedrungen vergleicht er dann jeder Einzelne, gemäß den herrschenden sozialen Normen den eigenen Lebensstandard und dem von anderen in höheren oder niedrigeren Statuspositionen. Jeder ungünstige Vergleich dieser Art führt zu einem Kaufimpuls zur Erhöhung des Lebensstandards um den den unangenehmen Vergleich zu beseitigen.<br />
<br />
Unser soziales Ziel eines hohen Lebensstandards verwandelt also den Drang nach Selbstwertgefühl in einen Drang, qualitativ hochwertige Waren zu erhalten. Die Möglichkeit der sozialen Mobilität und die Anerkennung der Aufstiegsmobilität als soziales Ziel verwandelt den Antrieb zum Selbstwertgefühl in den Wunsch nach einem hohen sozialen Status. Da ein hoher sozialer Status jedoch die Aufrechterhaltung eines hohen Konsumniveaus erfordert, wird der Antrieb wieder in einen Antrieb umgewandelt, um qualitativ hochwertige Waren zu erhalten. In beiden Fällen funktioniert der Antrieb durch Minderwertigkeitsgefühle, die durch ungünstige Vergleiche zwischen den Lebensstandards hervorgerufen werden. Die Stärke solcher Gefühle, die ein Individuum erleidet, variiert mit der Häufigkeit, mit der es einen ungünstigen Vergleich zwischen der Qualität der von ihm verwendeten Waren und der von anderen verwendeten Waren anstellen muss. Diese Häufigkeit wird, wie wir bereits gezeigt haben, vom Verhältnis seiner Ausgaben zu denen anderer abhängen, mit denen er in Kontakt kommt.<br />
<br />
Angesichts dieser Überlegungen scheint es durchaus möglich, dass nach Erreichen eines Mindesteinkommens die Häufigkeit und Stärke der Impulse zur Erhöhung der Ausgaben für eine Person ganz und gar vom Verhältnis ihrer Ausgaben zu den Ausgaben derjenigen abhängt, mit denen sie verbunden ist. Es wird nicht möglich sein, einen schlüssigen Beweis für diese Hypothese zu erbringen, aber es wird möglich sein, zu zeigen, dass sie eine sehr plausible Arbeitshypothese liefert. Aus diesem Grund erscheint es wünschenswert, die volle Tragweite der Hypothese herauszuarbeiten. Um dies zu erreichen, ist es notwendig, eine Grundlage zu finden, auf der die Kräfte, die zu Ausgabenimpulsen führen, mit denen verglichen werden können, die zur Ablehnung dieser Impulse führen.<br />
<br />
Die Analyse der Kräfte, die zu Konsumimpulsen führen, zeigt, dass diese entstehen, wenn ein Individuum seinen Lebensstandard mit dem eines anderen ungünstig vergleicht. Wenn diesen Impulsen nicht nachgegeben wird, ist der Einzelne mit seiner Position unzufrieden. Für einen Verbraucher hängt die Anzahl der Impulse, mehr zu konsumieren, vom Verhältnis seiner Ausgaben zu den Ausgaben anderer Personen ab. Unzufriedenheit entsteht durch die Ablehnung von Ausgabenimpulsen. Folglich ist die Unzufriedenheit mit einer Person mit ihrem Konsumniveau eine Funktion des Verhältnisses ihrer Ausgaben zu denen der Menschen, mit denen sie sich vergleicht.<br />
<br />
Wenn also Ci die Verbrauchsausgaben einer Person und Ui sein Nutzenindex ist, können wir Ui=Ui[Ci/(ΣαijCj)] schreiben, wobei Cj der Verbrauch der j-ten Person und αij das Gewicht ist, das der i-te Verbraucher auf die Ausgaben der j-ten verwendet. Dieses sagt natürlich nur aus, wie sich der Nutzenindex in Hinblick auf den laufenden Konsum ändert. Wir müssen jetzt überlegen, wie er durch die Ersparnis beeinflußt wird."</blockquote>
<br />
An diese Ausführungen schließt sich ein Abschnitt über das Sparen ein, wo die Bedeutung des Vermögens nicht als Relativvermögen (wie bei <a href="https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0164070417301015?via%3Dihub">Gruber</a>), sondern als Vermögen relativ zum beobachtbaren Konsum gesehen wird. (Das Vermögen in der Bezugsgruppe kann ja nicht leicht beobachtet werden.)<br />
<br />
<a href="https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=4&ved=2ahUKEwjErpja2PnhAhUSblAKHVtlC7wQFjADegQIBRAC&url=https%3A%2F%2Fsabeconomics.org%2Fwordpress%2Fwp-content%2Fuploads%2FJBEP-2-1-2.pdf&usg=AOvVaw2HmqW0er9W44uVEqgWj-zy">Ken McCormick</a> hat recht: Duesenberry war ein "behavioral conomist" (was ich mit "realistischer Ökonom" übersetzen würde) -- er war aus heutiger Sicht seiner Zeit weit voraus.<br />
<br />
Nebenbei: Die nutzentheoretische Darstellung im letzten Absatz bei Duesenberry finde ich problematisch. Sie suggeriert eine Darstellung nach dem Schema "keeping up with the Joneses" oder "mit den Müllers schritthalten", wie sie sich auch im Titel von Grubers Beitrag findet, die aber von Duesenberry nicht intendiert war, wie aus der zitierten Passage hervorgeht.<br />
<br />
<br />Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-17360426695849853592019-04-21T09:14:00.002+02:002019-04-21T09:14:51.547+02:0012 Irrtümer bezüglich einer höheren Besteuerung der Reichen<div class="caption">
Robert Reich hat ein schönes Video zu diesem Thema auf YouTube. (<a href="https://www.youtube.com/watch?v=pnoLAMHwf2I" target="_blank">Link</a>)<br />
<h2>
</h2>
</div>
Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-42898386173822259572019-03-16T09:14:00.000+01:002019-03-16T11:21:27.853+01:00Eine erneute Bestätigung der RelativeinkommenshypotheseIn einem <a href="https://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.com/2014/07/ein-wissenschaftlicher-ruckschritt.html" target="_blank">früheren Blog</a> habe ich mich über die jahrzehntelange Vernachlässigung von Duesenberrys Relativeinkommenshypothese (mit einer total schwachen Begründung von Friedman) lustig gemacht. Inzwischen wendet sich das Blatt. Die Relativeinkommenshypothese findet zusehends mehr Beachtung. Ein schönes und sehr überzeugendes Beispiel findet sich in einer umfangreichen<a href="http://dx.doi.org/10.1016/j.jmacro.2017.10.001" target="_blank"> Studie von Noam Gruber. </a>Er bezieht in seine Betrachtung nicht nur das relative Einkommen sondern auch das relative Vermögen ein und fasst seinen Beitrag wie folgt zusammen:<br />
<blockquote class="tr_bq">
<div lang="de-DE" style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">
Diese Studie verwendet Daten aus der chinesischen Haushaltsumfrage
um zu zeigen, dass Haushalte mit hohem Einkommen nicht nur mehr
sparen, sondern auch, dass sich die relevante Höhe des Einkommens
nicht nach dem absoluten Einkommen bemisst, sondern relativ zum
lokalen Durchschnittseinkommen bestimmt. Das heißt, bei einem
bestimmten Niveau des verfügbaren Einkommens verbrauchen die
Haushalte in der Regel an Standorten mit hohem Durchschnittseinkommen
<i>ceteris paribus</i> mehr von ihrem Einkommen. Das lokale
Durchschnittseinkommen wird für Städte geschätzt, und das relative
Einkommen jedes Haushalts wird als das Verhältnis des Einkommens des
Haushalts zu diesem lokalen Durchschnittseinkommen berechnet. Es wird
dann gezeigt, dass die Sparquote eines Haushalts stärker mit seinem
relativen Einkommen korreliert ist als mit seinem absoluten
Einkommen. Dies kann sowohl für das von den Haushalten gemeldete
Einkommen als auch, unter Verwendung von Bildung als Instrument, für
das permanente Einkommen der Haushalte gezeigt werden.<br />
<br />
Um
dieses relativistische Haushaltsverhalten zu erklären, schlägt
diese Studie eine hybride Nutzenfunktion vor, die den Nutzen von
Reichtum […] und von relativer Konsum […] einbezieht. Durch
Analysen und Simulationen wird gezeigt, dass dieser
Hybrid-Nutzenfunktion höhere Sparquoten durch einkommensstarke
Haushalte generiert. Darüber hinaus repliziert es den empirisch
beobachteten [positiven]Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und
aggregierten Sparquoten.</div>
</blockquote>
Sehr beeindruckend!<br />
<br />
Literatur:<br />
<br />
<div align="left" style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: "advot596495f2" , serif;"><span style="font-size: medium;">Noam Gruber, "Keeping
up with the Zhangs: Relative income and wealth, and</span></span></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="color: black;"><span style="font-size: small;">household
saving behavior",<span style="font-size: x-small;"><span style="font-family: "advot596495f2" , serif;"> </span></span><span style="font-family: "charissil" , serif;">Journal
of Macroeconomics 55 (2018) 77–95,</span></span></span></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">
<a href="https://ideas.repec.org/a/eee/jmacro/v55y2018icp77-95.html"><span style="font-size: small;">https://ideas.repec.org/a/eee/jmacro/v55y2018icp77-95.html</span></a></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-size: small;">Eine ungeschützte </span><span style="font-size: small;"><span style="font-size: small;"> (und weniger gut lesbare) </span>Vorfassung findet sich hier:</span></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">
<a href="https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&ved=2ahUKEwj6s-iVm4bhAhVL-6QKHZMcDaEQFjABegQICRAC&url=https%3A%2F%2Fpdfs.semanticscholar.org%2Fb9d0%2F152f0cb74bc36b28fb1ce755c07d61ad622c.pdf&usg=AOvVaw1b_7pWdgu3C14QUQMv2bUq" target="_blank"><span style="font-size: small;">https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&ved=2ahUKEwj6s-iVm4bhAhVL-6QKHZMcDaEQFjABegQICRAC&url=https%3A%2F%2Fpdfs.semanticscholar.org%2Fb9d0%2F152f0cb74bc36b28fb1ce755c07d61ad622c.pdf&usg=AOvVaw1b_7pWdgu3C14QUQMv2bUq </span></a></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-size: small;"><br /></span></div>
<br />Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-24663610384546029342018-05-13T11:55:00.000+02:002018-05-13T12:37:46.396+02:00Paul Krugman zum Außenhandelsdefizit der USA<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="background-color: white;"><span style="background-attachment: scroll; background-clip: border-box; background-image: none; background-origin: padding-box; background-position: 0% 0%; background-repeat: repeat; background-size: auto auto;">Paul Krugman beantwortet <a href="https://www.nytimes.com/2018/03/15/opinion/paul-krugman-aluminum-steel-trade-tariffs.html?partner=rss&emc=rss" target="_blank">hier </a>einige Fragen im Zusammenhang mit Präsident Trumps Einfuhrsteuern auf Stahl und Aluminium. Ein Fragesteller zeigt sich beunrühigt über den </span></span><span style="background-color: white;"><span style="background-attachment: scroll; background-clip: border-box; background-image: none; background-origin: padding-box; background-position: 0% 0%; background-repeat: repeat; background-size: auto auto;"><span style="background-color: white;"><span style="background-attachment: scroll; background-clip: border-box; background-image: none; background-origin: padding-box; background-position: 0% 0%; background-repeat: repeat; background-size: auto auto;">Stein des Anstoßes, </span></span>das ständig wachsende </span></span><span style="background-color: white;"><span style="background-attachment: scroll; background-clip: border-box; background-image: none; background-origin: padding-box; background-position: 0% 0%; background-repeat: repeat; background-size: auto auto;"><span style="background-color: white;"><span style="background-attachment: scroll; background-clip: border-box; background-image: none; background-origin: padding-box; background-position: 0% 0%; background-repeat: repeat; background-size: auto auto;">Außenhandelsdefizit. </span></span>Hier Krugmans Stellungnahme:</span></span></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="background-color: white;"><span style="background-attachment: scroll; background-clip: border-box; background-image: none; background-origin: padding-box; background-position: 0% 0%; background-repeat: repeat; background-size: auto auto;">Grundsätzlich haben wir anhaltende Handelsdefizite, weil wir geringe
Ersparnisse haben und für Ausländer ein attraktiver
Investitionsstandort bleiben. Und so sind die USA, die ein
Gläubigerland waren, bevor wir seit 1980 anhaltende Defizite
aufwiesen, heute ein Nettoschuldner.<br /><br />Aber
man sollte das im richtigen Rahmen sehen. Unsere
"Nettoauslandsinvestitionsposition" - Auslandsvermögen
abzüglich Verbindlichkeiten - liegt bei rund -45 Prozent des G.D.P.,
was im Großen und Ganzen gar nicht so viel ist. Zum Beispiel sind es
weniger als 10 Prozent unseres nationalen Reichtums.</span></span><br />
<br />
Und die Idee, dass
dies Ausländern eine Menge Macht über Amerika gibt, hat gilt auch
umgekehrt. Es macht sie gewissermaßen zu unseren Geiseln: China hat
viel Geld in Amerika gebunden. Angenommen, sie versuchten, es
herauszuziehen: Das Schlimmste, was passieren könnte, wäre ein
Rückgang des Dollars, was gut für die US-Produktion wäre und
unseren Gläubigern einen Kapitalverlust zufügen würde.<br />
<br />
Viele Dinge
beunruhigen mich; unsere Auslandsschulden nicht so sehr.</div>
</blockquote>
Der permanente Außenhandelsüberschuss Deutschlands ist also nicht ohne Risiko. Wir können das Geld realistischerweise gar nicht in vollem Wert zurückbekommen, außer über Außenhandelsdefizite. Nimmt man hinzu, dass die steigenden Aktienkurse in den USA wesentlich durch Trumps Steuererleichterungen für die Unternehmungen hervorgerufen werden, so kommt eon weiteres Problem hinzu: Die höheren Gewinne führen nicht zu höheren Investitionen sondern zu Rückkäufen der eigenen Unternehmensaktien. Das treibt die Aktienkurse. Die Manager machen das, wie <a href="http://robertreich.org/post/172036828855" target="_blank">Robert Reich </a>bemerkt, weil die Managereinkommen an die Aktienkurse geknüpft sind. Eine Blase. Das Risiko offensichtlich. Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-75352104189202611912018-03-18T18:11:00.000+01:002018-03-18T18:15:44.077+01:00Frau MerkelDavid Glasner schreibt in <a href="https://uneasymoney.com/2018/03/14/what-hath-merkel-wrought/" target="_blank">Uneasy Money:</a><br />
<blockquote class="tr_bq">
Frau Merkel ist vielleicht die eindrucksvollste politische Führerin unserer Zeit, und ihre Bereitschaft, eine humanitäre Politik gegenüber Flüchtlingen zu verfolgen, die vor den Schrecken des Krieges und der Verfolgung fliehen, zeigte einen außerordentlichen Grad an politischem Mut und persönlichem Anstand, der anderen Politikern als Vorbild dienen sollte. Aber dieses bewundernswerte Erbe wird für immer durch den Schaden getrübt, den sie ihrem eigenen Land und dem Rest der EU durch ihren fehlgeleiteten Kampf gegen die imaginäre Inflationsgefahr zugefügt hat.</blockquote>
<div style="text-align: right;">
<blockquote class="tr_bq">
(Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator)</blockquote>
<div style="text-align: left;">
Ich kann dem nur zustimmen. </div>
</div>
Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-66194404430548721522018-03-11T09:17:00.000+01:002018-03-17T09:10:42.738+01:00ÜberqualifikationNancy Kracke schreibt auf dem <a href="https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjCtqn2_4nYAhWDEVAKHbbWCAEQFggpMAA&url=https%3A%2F%2Fwww.iab-forum.de%2Fueberqualifizierung-von-akademikern-in-deutschland-die-wahrscheinlichkeit-ist-sehr-ungleich-verteilt%2F&usg=AOvVaw1I6g4HoUW7bEtzQXCJYYrU" target="_blank">IAB-Forum</a>:<br />
<blockquote class="tr_bq">
Rund 23 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland sind nicht
entsprechend ihrer beruflichen Qualifikation beschäftigt. Dies zeigen
Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (OECD) aus dem Jahre 2016. Deutschland liegt damit leicht
über dem Durchschnitt aller OECD-Staaten.<br />
Überqualifizierung liegt vor, wenn die in der Ausbildung erworbenen
Qualifikationen und Kompetenzen die Anforderungen der ausgeübten
Beschäftigung übersteigen. Das bedeutet, dass individuelle und
gesellschaftliche Bildungsinvestitionen nur teilweise beruflich
verwertet werden können. </blockquote>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhelixgwtCRu5uZeC2Oh_EunA_GE5SnucHdfWatNrWwfPIHxxDojR4OcBj05ljUEu8GYnOL90FGEkzmg5DrePjIGjpLKaBeHTzxa_GbRkHxYmAwt-xiTpM0BViJjy-kT-taW9jL_kWo8-gq/s1600/Abb_1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="347" data-original-width="710" height="192" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhelixgwtCRu5uZeC2Oh_EunA_GE5SnucHdfWatNrWwfPIHxxDojR4OcBj05ljUEu8GYnOL90FGEkzmg5DrePjIGjpLKaBeHTzxa_GbRkHxYmAwt-xiTpM0BViJjy-kT-taW9jL_kWo8-gq/s400/Abb_1.jpg" width="400" /></a></div>
<br />
Diese Beobachtung spricht, ähnlich wie <a href="https://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.de/2017/10/ein-interessanter-empirischer-befund.html" target="_blank">der Zusammenhang von Lohnbesteuerung und Lohnungleichheit</a>, wiederum gegen die Sicht, dass sich die Lohnbildung nach dem Angebots-Nachfrage-Schema vollzieht und liefert ein weiteres starkes Indiz für Effizienzlohnbildung.<br />
<br />
Genauer: Nach dem Angebots-Nachfrage-Schema müsste ein Überangebot von Arbeitskräften mit einer bestimmten Qualifikation die Entlohnung für diese Arbeitskräfte drücken bis das Überangebot verschwunden ist. Das ist aber offenbar nicht der Fall. Wenn die Unternehmungen jedoch in einem Wettbewerb um die besonders fähigen Arbeitskräfte mit einer bestimmten Qualifikation die Löhne gegenseitig hochschaukeln entsteht Überqualifikation. Angesichts der hohen Bezahlung derer, die qualifikationsadäquat beschäftigt werden lohnt sich die Ausbildung auch dann, wenn man damit rechnen muss, nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit einen der hochbezahlten Jobs zu ergattern und ansonsten mit einer etwas weniger anspruchvollen und schlechter bezahlten Tätigkeit vorlieb nehmen zu müssen, die geringere Qualifikationsanforderungen hat. Ich habe das <a href="https://ideas.repec.org/p/lmu/muenec/2117.html" target="_blank">hier </a> und <a href="https://ideas.repec.org/a/zbw/ifweej/6636.html" target="_blank">hier</a> akademisch und <a href="https://ideas.repec.org/p/lmu/muenec/11463.html" target="_blank">hier </a>und <a href="https://ideas.repec.org/a/iza/izawol/journly2016n275.html" target="_blank">hier </a> etwas weniger akademisch erläutert.Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-89167407397434056512018-03-10T18:06:00.001+01:002018-03-10T18:22:44.873+01:00Trumps StrafzölleIrgendwelche protektionistischen Maßnahmen zur Eindämmung des Außenhandelsdefizits der Vereinigten Staaten, wie jetzt die Strafzölle auf Stahl und Aluminium, waren zu erwarten. Sie waren auch im Wahlprogramm von Trump angekündigt, das von Trumps <a href="https://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.de/2017/02/prasident-trumps-wirtschaftsexperten.html" target="_blank">Wirtschaftsexperten Peter Navarro und Wilbur Ross</a> ausgearbeitet worden ist und eine beeindruckende Unkenntnis volkswirtschaftlicher Zusammenhänge dokumentiert. <br />
<br />
Aber das war zu erwarten. Die Europäer hätten vielleicht eher etwas gegen ihre (hauptsächlich deutschen) Außenhandelsüberschüsse tun können. Dann hätte man sich den Ärger erspart und zudem nicht Guthaben im Ausland akkumuliert die nicht besonders sicher sind. Außerdem hätte man dann schneller eine Beschäftigung erreicht, wie wir sie heute in Deutschland haben - nach vielen Jahren unnötiger Austerity, und mit vielen europäischen Ländern, denen es noch immer schlecht geht.<br />
<br />
Mit anderen Worten: Ich stimme Carl-Christian von Weizsäcker zu, der vor einiger Zeit angeregt hat, <a href="https://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.de/2017/01/leistungsbilanzbremse-statt.html" target="_blank">die Schuldenbremse durch eine Leistungsbilanzbremse zu ersetzen</a>. Das hätte viele Probleme vermieden, die wir heute haben, nicht nur mit Trump. Eine andere Möglichkeit wäre, jedenfalls was die deutschen Exportüberschüsse betrifft, eine <a href="https://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.de/2011/12/regionale-lohnindexierung-als.html" target="_blank">regionale Lohnindexierung</a>.<br />
<br />
Übrigens ist Deutschland gesetzlich (im Stabilitäts- und Wachstumsgesetz
und auch in europäischen Übereinkünften) zu einem ausgeglichenen
Außenhandel verpflichtet. Diese <i>gesetzliche Verpflichtung</i> wird aber einfach von den Wirtschaftspolitikern ignoriert. Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-54568917434537236162017-10-20T09:46:00.002+02:002022-07-18T07:56:47.479+02:00Ein interessanter empirischer Befund zur zunehmenden LohnungleichheitDie OECD hat eine umfangreiche empirische Studie zu der Frage nach den Ursachen der zunehmenden Ungleichheit vorgelegt (<i>Divided We Stand: Why Inequality Keeps Rising,</i>OECD Publishing 2011, <a href="http://www.keepeek.com/Digital-Asset-Management/oecd/social-issues-migration-health/the-causes-of-growing-inequalities-in-oecd-countries_9789264119536-en" target="_blank">Link</a>). Die Untersuchung wertet Daten von 22 OECD-Ländern aus, beginnend mit den frühen 1980ger Jahren bis zum Jahre 2008.<br />
<br />
Die Studie enthält viele hochinteressante Ergebnisse und Statistiken. Besonders bemerkenswert finde ich das Ergebnis zur Wirkung der Belastung von Löhnen mit Steuern, Sozialabgaben und Lohnnebenkosten ("tax wedge"). Hier besteht ein hochsignifikanter Zusammenhang zwischen der Steuerbelastung und der Lohnungleichheit ("wage dispersion", Lohnspreizung): Je geringer die Steuerbelastung, umso größer wird die Lohnungleichheit. Ich habe das in dem unten abgebildeten Ausschnitt aus Tabelle 2 der Studie auf S. 32 rot hervorgehoben.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a aiotarget="false" aiotitle="" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEimama6-7vHcpn2QjMtJPPj-cy2DZGBPLLnzIUNmi_Q6hYA0BV9HTEtzEzNMHJzAveoob0xceMyOaKZE3OIikT4N7DS4r8CY1r9ppmkX1_jcO2nku-Z0WN8FPqdQsVLb6WkMxt74gvwv2uT/s1600/OECDSummary-cropped2.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="469" data-original-width="726" height="257" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEimama6-7vHcpn2QjMtJPPj-cy2DZGBPLLnzIUNmi_Q6hYA0BV9HTEtzEzNMHJzAveoob0xceMyOaKZE3OIikT4N7DS4r8CY1r9ppmkX1_jcO2nku-Z0WN8FPqdQsVLb6WkMxt74gvwv2uT/s400/OECDSummary-cropped2.png" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: large;"><div align="center">
<span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: xx-small;">aus <a href="http://www.keepeek.com/Digital-Asset-Management/oecd/social-issues-migration-health/the-causes-of-growing-inequalities-in-oecd-countries_9789264119536-en" target="_blank"><i>Divided We Stand: Why Inequality Keeps Rising</i></a>, OECD Publishing 2011, S. 32.</span></span> </div>
</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: center;">
<span style="font-size: small;">„Wage dispersion“ bezeichnet die Ungleichheit der
Bruttolöhne einschließlich der Lohnnebenkosten und Sozialabgaben, „tax
wedge“ bezeichnet die Belastung dieser Bruttolöhne durch Steuern,
Lohnnebenkosten, und Sozialabgaben. </span></div>
<br />
Dies Ergebnis ist deshalb interessant, weil es in direktem Widerspruch zur konventionellen Theorie der Lohnbildung nach dem Angebots-Nachfrage-Schema steht und andrerseits als Ergebnis zu erwarten ist, wenn die Lohnbildung gemäß der "Effizienzlohntheorie" erfolgt. Der Befund liefert also eine starke empirische Unterstützung für die Sicht, dass Effizienzlohngesichtspunkte für die Lohnbildung wichtig sind und dass das Angebots-Nachfrage-Schema für die Lohntheorie in wichtigen Fragen sehr irreführend sein kann.<br />
<br />
Im folgenden soll in möglichst einfacher Form erklärt werden wie eine Erhöhung der Steuer- und Abgabenbelastung von Löhnen auf die Lohnspreizung in der Angebots-Nachfrage-Theorie einerseits und in der Effizienzlohntheorie andrerseits wirkt.<br />
<br />
<h4>
<span style="font-size: small;">Die Wirkung einer Erhöhung der Abgabenbelastung von Löhnen bei der Angebots-Nachfrage-Theorie. </span></h4>
<h4>
<span style="font-size: small;"> </span></h4>
Wir betrachten einen Arbeitsmarkt für eine bestimmte Tätigkeit. Der entsprechende Lohn bildet sich aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage auf diesem Arbeitsmarkt. Ist der Lohn auf diesem Markt bei gegebenen Löhnen auf den anderen Arbeitsmärkten zu niedrig, so sind nicht hinreichend viele Arbeiter bereit, ihre Arbeit auf diesem Markt anzubieten um die Nachfrage seitens der Unternehmungen zu befriedigen. Es entsteht Übernachfrage. Die Unternehmungen konkurrieren um die Arbeitskräfte. das führt zu Lohnerhöhungen bis Angebot und Nachfrage übereinstimmen. Umgekehrt entsteht bei einem zu hohen Lohn ein Überangebot an Arbeitskräften. Das ermöglicht den Unternehmungen, sich wechselseitig zu unterbieten. Der Lohn fällt bis schließlich der Arbeitsmarkt geräumt ist.<br />
<br />
Derartige Prozesse finden auf allen Arbeitsmärkten statt. Im Gleichgewicht sind alle Arbeitsmärkte geräumt. Die Lohndifferentiale zwischen den verschiedenen Tätigkeit ergeben sich dann als "kompensierende Differentiale": Sie veranlassen die Arbeitskräfte, ihre Tätigkeiten so zu wählen, dass sie der Nachfrage der Unternehmungen bei diesen Löhnen gerade entsprechen. Wenn diese Differentiale verändert werden, ergeben sich Ungleichgewichte. Angebot und Nachfrage auf den einzelnen Märkten stimmen dann nicht mehr überein. Das führt zu entsprechenden Lohnanpassungen.<br />
<br />
Betrachten wir zwei Tätigkeiten<i> A</i> und <i>B</i>, die für gewisse Arbeitskräfte in Frage kommen. Tätigkeit <i>B</i> setzt eine längere und teurere Ausbildung voraus als Tätigkeit <i>A</i>. (Beispiel: <i>A </i>steht für "Metallfacharbeiter" und <i>B</i> für "Metallfacharbeiter mit großem Schweißschein", kurz "Schweißer".) In einem Marktgleichgewicht bildet sich das Lohndifferential zwischen den Tätigkeiten <i>A </i>und <i>B</i> so, dass hinreichend viele bereit sind, sich der Ausbildung für Tätigkeit<i> B</i> zu unterziehen. Wenn die beiden Tätigkeiten ungefähr gleich angenehm oder unangenehm sind, wird Tätigkeit<i> B</i> besser bezahlt werden als Tätigkeit <i>A</i>. (Wenn Tätigkeit <i>B</i> angenehmer ist als Tätigkeit <i>A</i> wird das Lohndifferential im Gleichgewicht entsprechend geringer sein. Das folgende Argument sieht von derartigen Modifikationen ab die das grundsätzliche Ergebnis aber nicht verändern würden.) Dabei bezieht sich das Lohndifferential auf die <i>Nettolohneinkommen</i>, denn das ist ja die Größe, an der sich die Arbeiter bei ihrer Entscheidung orientieren. Für die Unternehmungen ist hingegen der <i>Bruttolohn</i> interessant, der zusätzlich zum Nettolohn die Steuern, die Sozialabgaben und die Lohnnebenkosten einschließt und die Kosten für den Arbeitseinsatz bestimmt.<br />
<br />
Wird nun die Besteuerung der Lohneinkommen erhöht, so wird das Lohndifferential - der Unterschied zwischen der Nettoentlohnung bei den Tätigkeiten<i> A</i> und <i>B</i> - verringert. Die Attraktivität von Tätigkeit <i>B</i> gegenüber Tätigkeit <i>A</i> leidet. Einige Arbeitskräfte werden sich nunmehr für Tätigkeit <i>A</i> statt für Tätigkeit <i>B</i> entscheiden. Es entsteht bei den bisherigen Bruttolöhnen ein Überangebot bei der Tätigkeit<i> A</i> und ein Verringerung des Angebots bei der Tätigkeit <i>B</i>. Damit herrscht eine Übernachfrage nach Arbeitskräften für die Tätigkeit <i>B</i>. Der Lohn für <i>B</i> muss relativ zum Lohn für <i>A </i>zunehmen. Das erhöht die Kosten für die Arbeit <i>B</i> und mag zu einer Verringerung der Nachfrage nach Arbeitskräften für die Tätigkeit <i>B</i> führen. Zugleich wird die Tätigkeit <i>B</i> gegenüber Tätigkeit <i>A</i> attraktiver. Einige Arbeitskräfte werden zusätzlich veranlasst, die Ausbildung für <i>B</i> zu durchlaufen. Es ergibt sich dann ein neues Gleichgewicht mit einem größerem Unterschied bei den Bruttolöhnen für die Tätigkeiten <i>A</i> und <i>B</i>. <br />
<br />
<b>Fazit:</b> Gemäß der Angebots-Nachfrage-Theorie der Lohnbildung nimmt die Lohnungleichheit bei zusätzlicher Abgabenbelastung der Lohneinkommen zu. Dies steht in direktem Widerspruch zum OECD-Befund.<br />
<br />
<h4>
<span style="font-size: small;">Die Wirkung einer Erhöhung der Abgabenbelastung von Löhnen bei der Effizienzlohntheorie</span></h4>
<h4>
<span style="font-size: small;"> </span></h4>
In der Angebots-Nachfrage-Theorie bestimmen die kompensierenden Lohndifferentiale die Lohnungleichheit. Aus der Perspektive der Effizienzlohntheorie bilden diese Lohndifferentiale lediglich die <i>Untergrenze </i>für Lohnunterschiede. Wenn die Löhne unter Effizienzlohngesichtspunkten gesetzt werden, werden die Lohndifferentiale typischerweise die kompensierenden Differentiale <i>übersteigen</i>.<br />
<br />
Es gibt verschiedene Effizienzlohntheorien. Bezüglich des Zusammenhangs zwischen Abgabenbelastung der Löhne und Lohnungleichheit führen sie allerdings alle zum gleichen Ergebnis wie <a href="https://wol.iza.org/uploads/articles/275/pdfs/efficiency-wages-variants-and-implications.pdf?v=1" target="_blank">hier</a> erklärt wird. Im folgenden erläutere ich diesen Zusammenhang anhand einer wichtigen Variante, der Selektionstheorie. Bei dieser Theorie steht die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Arbeitskräfte im Zentrum des Interesses. Während in der Angebots-Nachfrage-Theorie implizit angenommen wird, dass die Arbeitskräfte, die sich beispielsweise für die Tätigkeit <i>B</i> qualifiziert haben, alle gleich produktiv sind, wird in der Selektionstheorie betont, dass diese Arbeitskräfte zwar die entsprechende Tätigkeit in allen Unternehmungen ausführen können, dass sie aber unterschiedlich leistungsfähig sind. Angesichts der Produktivitätsunterschiede sind die Unternehmungen daran interessiert, die besonders leistungsfähigen Arbeitskräfte einzustellen. Deshalb prüfen sie die Bewerbungen und versuchen, bevorzugt die besonders produktiven Bewerber zu gewinnen, wobei sie verschiedene Informationen und Einstellungstests verwenden, die als Produktivitätssignale dienen können.<br />
<br />
Eine Unternehmung die eine recht hohe Entlohnung bietet, wird mehr Bewerbungen erhalten als eine Unternehmung, die für die Tätigkeit schlechter zahlt. Die besser zahlende Unternehmung kann dann unter den Bewerbern eine schärfere Auswahl treffen als die schlechter zahlende und auf diese Weise im Schnitt Arbeitskräfte mit höherer Produktivität gewinnen.<br />
<br />
Wenn die Arbeitskräfte in ihrem Angebotsverhalten hinreichend stark auf Lohngebote reagieren, kann eine Unternehmung einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz erlangen, wenn sie einen höheren Lohn bietet als die Konkurrenz. Die Konkurrenz wird sich ebenso verhalten. Das Lohnniveau für die Tätigkeit <i>B</i> wird zunehmen. Das verteuert die Beschäftigung von Arbeitskräften in der Tätigkeit <i>B</i> bis zu dem Punkt,bei dem sich weitere Lohnüberbietungen nicht mehr lohnen. Das Lohnniveau für Tätigkeit<i> B </i>ergibt sich auf diese Weise aus der Konkurrenz zwischen den Unternehmungen. Im Gleichgewicht wird es sich für keine Unternehmung lohnen, ihr Lohngebot weiter zu erhöhen, denn dann würden die Lohnkosten stärker zunehmen als die zusätzlichen Erlöse, und es würde sich auch nicht lohnen, das Lohngebot zu senken, denn dann würde der zusätzliche Erlös stärker fallen als die Lohnkosten.<br />
<br />
Wenn jedoch die Bruttolöhne mit zusätzlichen Abgaben belastet werden, wird die Wirkung von höheren Lohngeboten reduziert, weil ein Teil der höheren Zahlungen in höhere Abgaben fließt und bei den Arbeitskräften nicht ankommt. Entsprechend werden höhere Lohngebote nur geringere Wirkung entfalten. Der Selektionseffekt höherer Lohngebote wird abgeschwächt und der Punkt, bei dem sich weitere Lohnüberbietungen nicht mehr lohnen wird gesenkt. Es wird sich ein Gleichgewicht bei verringerten Bruttolöhnen bilden.<br />
<br />
<b>Fazit:</b> Gemäß der Selektionstheorie der Lohnbildung
nimmt die Lohnungleichheit bei zusätzlicher Abgabenbelastung der
Lohneinkommen ab. Dies steht im Einklang mit dem OECD-Befund.<br />
<br />
Das gleiche Ergebnis würde sich auch bei den anderen Effizienzlohnmechanismen einstellen, die allesamt auf dem Gedanken beruhen, dass mittels höherer Lohngebote über verschiedene Wirkungsmechanismen bessere Arbeitsleistungen bewirkt werden können. Durch zusätzliche Abgabenbelastung der Lohnzahlungen werden alle diese Wirkungsketten geschwächt.<br />
<br />
<b>Anmerkung: </b>Die Ökonomen der OECD versuchen, ihren Befund im Rahmen der Angebots-Nachfrage-Theorie auf S. 104 wie folgt zu rationalisieren:<br />
<blockquote class="tr_bq">
Änderungen der Abgaben auf Lohnzahlungen können sich auch auf die Entwicklung der Lohnstreuung auswirken, z. B. kann ein höherer Grenzsteuersatz weniger qualifizierte Arbeitnehmer davon abhalten, in den Arbeitsmarkt für Niedriglohnjobs einzutreten . Eine Reduzierung der Belastung könnte daher eine Erhöhung des Angebots von niedrigqualifizierte Arbeitskräften bedeuten und zu höheren Lohnunterschieden führen.</blockquote>
Dieses Argument -- dass eine höhere Besteuerung der Löhne insbesondere die Geringqualifizierten zum Ausstieg aus dem Arbeitsmarkt veranlasst -- ist aus verschiedenen Gründen ziemlich unplausibel, insbesondere dann, wenn man die vielen empirischen Regelmäßigkeiten wie Industrieeffekte, Firmengrößeneffekte, Agglomerationseffekte und vieles mehr in die Betrachtung einbezieht, die allesamt im Einklang mit der Effizienzlohnperspektive stehen, wie ich in dem oben erwähnten <a href="https://ideas.repec.org/p/lmu/muenec/25168.html" target="_blank">Beitrag </a>erläutert habe. <br />
<br />Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-1577903116771203072017-08-13T09:38:00.000+02:002017-08-13T09:38:02.145+02:00Agenda 2010In einem sehr lesenswerten <a href="http://www.fr.de/wirtschaft/arbeit-soziales/konjunktur-deutschland-ist-kein-vorbild-a-1330083" target="_blank">Interview </a>begründet Peter Bofinger seine These die lautet: <br />
<blockquote class="tr_bq">
Ich glaube nicht, dass die Agenda 2010 der deutschen Gesamtwirtschaft sehr geholfen hat.</blockquote>
Ich stimme ihm zu und meine sogar, dass die Agenda 2010 der deutschen Gesamtwirtschaft über alles gerechnet geschadet hat - wegen schlechter Allokations- und Verteilungseffektemit langfristigen nachteiligen Konsequenzen . Ich werde das gelegentlich mal erläutern. Aber hier einige Auszüge aus Bofingers Interview:<br />
<blockquote class="tr_bq">
..... </blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<em>Aber spricht nicht die Logik dafür, dass die Hartz-Reformen
viele Menschen in Arbeit gebracht haben? Schließlich erhöhten sie den
Druck auf die Arbeitslosen, auch schlechtere Stellen anzunehmen.</em><br />So einfach funktioniert das nicht. Bräuchte man nur mehr Druck auf die
Arbeitslosen, um eine gute Beschäftigungsentwicklung zu bekommen, dann
müssten die Arbeitsmärkte in Griechenland und Italien boomen. Dort
erhält man spätestens nach einem Jahr Arbeitslosigkeit nämlich nichts
mehr. Hartz 0. ....</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<em>Ökonomen loben die Hartz-Reformen aber auch noch für ihren
indirekten Effekt: Der Druck auf die Arbeitslosen hat die Arbeitnehmer
zu Zugeständnissen beim Lohn motiviert. Aus Furcht vor Hartz IV haben
sie Lohnzurückhaltung geübt, um ihre Arbeitsplätze zu sichern. Diese
Lohnzurückhaltung wiederum hat die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähig
gemacht und einen Exportboom ermöglicht, der wiederum den Aufschwung
eingeleitet hat.</em><br />
Tatsächlich war die Lohnzurückhaltung für die deutsche Wirtschaft
bedeutsam. Nur: Sie war gar kein Effekt der Hartz-Reformen, sondern
begann lange vorher, nämlich in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre.
Damals verzichteten die deutschen Gewerkschaften bewusst auf reale
Lohnerhöhungen, um über diesen Verzicht Arbeitsplätze zu erhalten.
International war diese Gewerkschaftsstrategie wohl einzigartig. In der
Folge weitete sich der Niedriglohnsektor bis 2004 deutlich aus – ganz
ohne Hartz-Reformen.<em><strong></strong></em></blockquote>
<br />
<blockquote class="tr_bq">
<em>Für die deutsche Wirtschaft hat sie sich gelohnt.</em><br />
Nicht unbedingt. Zwar profitierte die Exportwirtschaft. Die
Lohnzurückhaltung bescherte Deutschland allerdings eine jahrelange
Stagnation der Binnenwirtschaft.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<em>Viele Ökonomen und Politiker fordern von den anderen
Euro-Staaten, dem deutschen Vorbild zu folgen: Sparsamkeit,
Lohnzurückhaltung für mehr Wettbewerbsfähigkeit. Auch von Frankreichs
neuem Präsidenten Emmanuel Macron wird ein „Schröder-Moment“ erwartet.</em><br />
Deutschland ist kein Vorbild. Die deutsche Strategie der relativen
Lohnsenkung hat nur funktioniert, weil die anderen Staaten sie nicht
mitgemacht haben. Nur weil sie keine Sparsamkeit und Lohnzurückhaltung
geübt haben, konnte Deutschland seine relative Wettbewerbsposition
verbessern und von der ausländischen Nachfrage profitieren.</blockquote>
<br />
<blockquote class="tr_bq">
<i>Und wenn das jetzt alle machen würden?</i><br />Wenn alle Euro-Staaten die Löhne senken um wettbewerbsfähiger zu werden,
dann ist das ein Nullsummen-Spiel, bei dem keiner gewinnt....</blockquote>
<br />
<br />
Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-44333584660777287702017-04-16T16:37:00.000+02:002017-04-16T16:39:35.209+02:00Lohnspreizung und EffizienzDer <a href="http://www.armuts-und-reichtumsbericht.de/DE/Startseite/start.html" target="_blank">Armuts- und Reichtumbericht der Bundesregierung</a> hat dankenswerterweise auf das Problem der Lohnspreizung hingewiesen: Die Reallöhne im unteren Lohnbereich sind seit 1995 deutlich zurückgegangen, die im oberen Lohnbereich dagegen deutlich gestiegen:<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhMUKP-nQJXSEVXNJVkg05aV9sQwnvOvjGJc9cK-ljVMg5seOaqlW2wgzqiYpO1LCHUu76uuHxfSveJm-8XSIGGqETC-3xA16RfQa8YUhfgnYAWM8NvmUeR_Gb0NTpZ7_Sv6Dax7ebQ7288/s1600/Pages+from+5-arb-langfassung.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="286" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhMUKP-nQJXSEVXNJVkg05aV9sQwnvOvjGJc9cK-ljVMg5seOaqlW2wgzqiYpO1LCHUu76uuHxfSveJm-8XSIGGqETC-3xA16RfQa8YUhfgnYAWM8NvmUeR_Gb0NTpZ7_Sv6Dax7ebQ7288/s400/Pages+from+5-arb-langfassung.png" width="400" /></a></div>
<br />
Diese Tatsache, die m.E. eine Hauptursache für die zunehmende gesellschaftliche Polarisierung in vielen westlichen Ländern darstellt, wurde lange ignoriert. Der Sachverständigenrat, dem bereits 2012 eine <a href="http://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/fileadmin/dateiablage/download/publikationen/arbeitspapier_04_2012.pdf" target="_blank">Expertise </a>zu diesem Thema vorlag, die nachdrücklich auf diese besorgniserregende Entwicklung hingewiesen hatte, hat das Problem <a href="http://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.de/2013/11/der-sachverstandigenrat-zur-entwicklung.html" target="_blank">einfach übergangen und ignoriert.</a> Ich selbst habe mich in mehreren Veröffentlichungen, beginnend 2007, theoretisch mit dieser Entwicklung auseinandergesetzt und insbesondere die damals und auch heute noch vorherrschende Sicht kritisiert, dass diese Entwicklung hauptsächlich durch einen zunehmenden Knappheit an hochqualifizierten Mitarbeitern erzeugt wäre. Dem steht der emprische Sachverhalt einer zunehmenden Überqualifikation in allen Arbeitsmarktsegmenten entgegen. Meine Sicht ist, dass durch den Abbau von Routinetäötigkeiten in allen Arbeitsmarktsegmenten die Produktivitätsdifferenzen zwischen Mitarbeitern auf allen Qualifikationsstufen immer bedeutsamer werden, die Unternehmungen zu einer Konkurrenz um besonders leistungsfähige Mitarbeiter anreizen, und dass dies dann die (volkswirtschaftlich sinnlosen und allokativ sogar schädlichen) überzogenen Lohndifferentiale bewirkt.<br />
<br />
Die Autoren, die einen wesentlichen Beitrag zur Ungleichheitsdebatte geliefert und sorgfältig diskutiert haben, haben diese Problematik übersehen. Sie sind der Meinung, dass der Rückgang der Tatrifbindung ein wesentlicher Faktor sei und sehen die These des "skill-biased technological progress" mit Skepsis. Dem allen kann ich, jedenfalls als Vermutung, zustimmen. Zusätzliche Investitionen in Bildung und Qualifikation, so wünschenswert sie in anderer Hinsicht sein mögen, werden allerdings aus meiner Sicht die Lohnspreizung eher verstärken als dämpfen.<br />
<br />
Ich habe versucht, meine theoretischen Überlegungen in etwas allgemeinverständlicher Weise darzustellen. Wen das interessiert, der kann <a href="https://epub.ub.uni-muenchen.de/2117/" target="_blank">hier</a>, <a href="http://epub.ub.uni-muenchen.de/11463/" target="_blank">hier</a> und <a href="https://wol.iza.org/articles/efficiency-wages-variants-and-implications/long" target="_blank">hier </a> nachschauen.Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-75200924796376823122017-02-21T09:10:00.001+01:002017-02-21T21:06:52.146+01:00Präsident Trumps "Wirtschaftsexperten"Peter Navarro und Wilbur Ross waren die federführenden wirtschaftspolitischen Berater in Donald Trumps Wahlkampf und haben zusammen das <a href="https://assets.donaldjtrump.com/Trump_Economic_Plan.pdf" target="_blank">wirtschaftspolitische Programm von Präsidentschaftskandidat Trump</a> geschrieben. Peter Navarro, Wirtschaftsprofessor an der Business School in Irvine, Kalifornien, ist der „Direktor für Handel und Industriepolitik“ und Leiter eines neuen von Präsident Trump geschaffenen „Nationalen Handelsrats“ der USA. Wilbur Ross ist Billionär und Privatinvestor (genannt "<a href="http://www.salon.com/2016/11/30/trump-tapping-washington-wall-street-veterans-for-top-jobs/" target="_blank">Bankrottkönig</a>"). Dass letzterer, als Praktiker, nicht besonders viel Ahnung von theoretischen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre hat, ist nicht weiter erstaunlich und sollte auch nicht übel genommen werden. Bemerkenswert aber ist, dass Professor Navarro in dieser Hinsicht offenbar ebenfalls völlig unterbelichtet ist, trotz (wenn man <a href="http://www.peternavarro.com/" target="_blank">seiner Webseite</a> Glauben schenken will) Harvard-Promotion.<br />
<br />
Ich greife aus dem Programm das Thema des Protektionismusvorwurfes gegenüber der Welthandelsorganisation heraus, das besonders ausgiebig behandelt wird aber auf einem einfachen Fehler beruht. Das zieht die Qualifikation dieser "Experten" stark in Zweifel. (Das Programm enthält, wie <a href="http://www.vox.com/2016/12/21/14044376/trump-navarro-ross" target="_blank">Matthew Iglesias</a> zu recht bemerkt, auch weitere bemerkenswert dumme (remarkably silly) Fehler.) <br />
<br />
Die beiden Experten finden, dass das Einkommenssteuersystem der Vereinigten Staaten durch die Regeln der Welthandelsorganisation WTO (World Trade Organization) gegenüber der Behandlung der Mehrwertsteuersystemen in anderen Ländern benachteiligt wird. Deshalb soll "die ungleiche Behandlung der Mehrwertsteuer unter den Regeln der WTO beendet werden". Sie schreiben:<br />
<blockquote class="tr_bq">
Hier der Kern des Problems der Ungleichbehandlung: Während die USA sich hauptsächlich auf die Einkommenssteuer stützt, nutzen alle wichtigen Handelspartner Amerikas die Mehrwertsteuer. Die gegenwärtigen Regeln öffnen diesen Handelspartnern eine Hintertür, um mittels verdeckter Zölle die amerikanischen Exporte zu blockieren und mittels verdeckter Subventionen in die US-Märkte einzudringen. Diese Ausbeutung funktioniert so: ...<br /><br />Unter den Regeln der Welthandelsorganisation bekommt jeder Hersteller, der Güter in die USA exportiert, die Mehrwertsteuer, die er gezahlt hat, zurückerstattet. Dies macht die Mehrwertsteuer zu einer impliziten Exportsubvention.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Zugleich wird die Mehrwertsteuer auf alle Güter erhoben, die ... aus den USA in ein Mehrwertsteuerland exportiert werden. Dies macht die Mehrwertsteuer zu einer impliziten Steuer, die die US-Exporteure zusätzlich zur Körperschaftssteuer zahlen müssen.<br />
<br />
Also: unter dem WTO-System steht Amerika unter einem dreifachen Fluch: Ausländische Exporte in die USA sind von der Mehrwertsteuer befreit, US-Exporte in Auslandsmärkte werden mit der Mehrwertsteuer belegt, und US-Exporteure bekommen keine Erstattung der gezahlten Einkommenssteuer.<br />
<br />
Der tatsächliche Effekt der ungleichen Behandlung der amerikanischen Einkommenssteuer gibt underen hauptsächlichen Handelspartnern einen unfairen Steuervorteil von 15% bis 25% bei internationalen Geschäften. ...<br />
<br />
Die Mehrwertsteuerregeln der Welthandelsorganisation liefern ein Musterbeispiel für schlecht verhandelte Handelsabkommen der Vereinigten Staaten. Die Ungleichbehandlung der US-Exporte zeigt, wie die Handelsbeauftragten der USA häufig die Konsequenzen schlecht ausgehandelter Verträge für die Amerikaner, für die sie ja verhandeln, nicht verstehen.</blockquote>
Das ist zwar alles kompletter Unsinn, macht aber verständlich, warum Donald Trump Handelsabkommen so skeptisch gegenübersteht.<br />
<br />
Navarro und Ross halten es mithin für richtig, wenn die Exporte aus Deutschland in die USA mit der deutschen Mehrwertsteuer belastet würden und Importe aus den USA in Deutschland von der Mehrwertsteuer befreit würden. Zudem sollten die amerikanischen Exporteure für Ihre Exporte Einkommenssteuerrückerstattungen erhalten.<br />
<br />
Bei der Mehrwertsteuer handelt es sich aber um eine Verbrauchssteuer, die beim Endverbraucher erhoben wird. Exporte aus Deutschland nach Frankreich unterliegen nicht der Mehrwertsteuer in Deutschland; die Exporteure bekommen bereits entrichtete Mehrwertsteueranteile zurück. Im Gegenzug wird in Frankreich die französische Mehrwertsteuer fällig. Gleiches gilt für die USA, nur wird dort die dortige lokale Umsatzsteuer (sales tax) erhoben, die bei Exporten ebenfalls nicht fällig wird. <br />
<br />
Die Begründung für diese (vernünftige) Behandlung der Mehrwertsteuer ist, dass auf die angegebene Weise die Preisrelationen zwischen verschiedenen Gütern nicht verzerrt werden sondern den Herstellungskostenverhältnissen entsprechen und dass kein Anreiz besteht, durch Manipulation der inländischen Steuersätze Importhemmnisse aufzubauen und Exporthemmnisse zu reduzieren. Bei unterschiedlicher Besteuerung je nach Herkunftsland, etwa wenn die deutschen Produkte in Frankreich mit der deutschen Mehrwertsteuer und die französischen Produkte in Deutschland mit der französischen Mehrwertsteuer verkauft würden, wäre das nicht der Fall. Das gilt auch für Länder wie die USA mit einem Mehrwertsteuersatz von Null Prozent. Es ist nicht sinnvoll, unterschiedliche Mehrwertsteuersätze zu mischen, wie Navarro und Ross vorschlagen Ein solches Vorgehen würde zu massiven Verzerrungen im Preisgefüge führen, entsprechende Ineffizienzen nach sich ziehen und Fehlanreize für die Besteuerung schaffen. (Das findet man auch <a aiotarget="false" aiotitle="hier" href="http://econlog.econlib.org/archives/2016/09/who_is_peter_na.html" target="_blank">hier </a>erklärt.)<br />
<br />
<br />
<div class="c-dreifaltigkeit__headline-wrapper">
In der Tat, Holger <span class="c-author" data-qa="Article.author"><span class="c-author__name" data-qa="Author.name">Zschäpitz hat recht</span></span>: <a href="https://www.welt.de/wirtschaft/article160536748/Trumps-kruder-Isolations-Prediger-bedeutet-Unheil.html" target="_blank"><span class="o-headline c-headline c-dreifaltigkeit__headline " data-node-uid="60" data-qa="Headline">Trumps kruder Isolations-Prediger bedeutet Unheil</span></a><span class="o-headline c-headline c-dreifaltigkeit__headline " data-node-uid="60" data-qa="Headline"> und </span><span class="o-headline c-headline c-dreifaltigkeit__headline " data-node-uid="61" data-qa="Headline"><a href="https://www.welt.de/wirtschaft/article159373530/Trumps-Berater-gelten-als-globale-oekonomische-Gefahr.html" target="_blank">Trumps Berater gelten als globale ökonomische Gefahr</a>.</span></div>
<div class="c-dreifaltigkeit__headline-wrapper">
<span class="o-headline c-headline c-dreifaltigkeit__headline " data-node-uid="61" data-qa="Headline"><br /></span></div>
<div class="c-dreifaltigkeit__headline-wrapper">
<span class="o-headline c-headline c-dreifaltigkeit__headline " data-node-uid="61" data-qa="Headline">Übrigens: das ist kein Ausrutscher von Professor Navarro in einem Papier, das zu Wahlkampfzwecken verfasst wurde. Navarro bezeichnet z.B. in seinem Beitrag </span><span class="o-headline c-headline c-dreifaltigkeit__headline " data-node-uid="61" data-qa="Headline"><span class="o-headline c-headline c-dreifaltigkeit__headline " data-node-uid="61" data-qa="Headline">mit akademischem Anspruch </span>"<a href="http://econpapers.repec.org/RePEc:bpj:evoice:v:4:y:2007:i:1:n:5" target="_blank">Deconstructing the China Price</a>" den "Mehrwertsteuernachlass auf die meisten [chinesischen] Exporte" als "Exportsubvention".</span><br />
<br />
<span class="o-headline c-headline c-dreifaltigkeit__headline " data-node-uid="61" data-qa="Headline">Die Ernennung von zwielichtigen Wirtschaftsberatern durch amerikanische Präsidenten ist übrigens kein Einzelfall. Ronald Reagan hatte seinerzeit <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_B._Laffer" target="_blank">Arthur Laffer</a> um die Steuersenkungen, die (entgegen Laffers Prognose) zu massiven Staatsdefiziten geführt hatten, zu rechtfertigen. Das hat dann zu hoher Inflation und extrem hohen Zinsen geführt und die amerikanische verarbeitende Industrie ruiniert, die jetzt von Trump wieder durch Protektionismus auf die Beine gebracht werden soll. </span><br />
<span class="o-headline c-headline c-dreifaltigkeit__headline " data-node-uid="61" data-qa="Headline"><br /></span>
<span class="o-headline c-headline c-dreifaltigkeit__headline " data-node-uid="61" data-qa="Headline"><br /></span></div>
<br />
<div class="mimeAttachmentWrap">
<table class="mimeAttachmentTable"><tbody>
<tr><td class="mimeAttachmentFile"><br /></td><td class="mimeAttachmentSize"><br /></td></tr>
<tr><td class="mimeAttachmentFile"><br /></td><td class="mimeAttachmentSize"><br /></td></tr>
</tbody></table>
</div>
Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-1636096576717113462017-01-25T16:00:00.000+01:002017-01-26T21:11:56.836+01:00Leistungsbilanzbremse statt Schuldenbremse<blockquote class="tr_bq">
</blockquote>
In einem <a href="https://doi.org/10.1515/pwp-2016-0029" target="_blank">sehr lesenswerten Artikel</a> empfiehlt der Doyen der deutschen Volkswirte, Carl-Christian von Weizsäcker, eine Abkehr von der Schuldenbremse und die Einführung einer Leistungsbilanzbremse, die für Deutschland einen ausgeglichenen Außenhandel erzwingen würde. Er schreibt zusammenfassend: <br />
<blockquote class="tr_bq">
Nach dem Brexit empfiehlt sich für Deutschland als wichtigste Volkswirtschaft im Euro-Raum der Übergang von der Schuldenbremse zu einer Leistungsbilanzbremse .... Eine annähernd ausgeglichene deutsche Leistungsbilanz ließe sich durch Mehrwertsteuer-Senkungen und somit staatliche Nettoneuverschuldung erreichen. Der Zinssatz für Staatsanleihen könnte angesichts der Sparschwemme bei null bleiben. Dieser Politikschwenk würde den Euro stabilisieren, da die schwachen Euro-Länder bessere Exportchancen erhielten. Zugleich wäre die Gefahr gebannt, dass eine Erholung der schwachen Euro-Länder dadurch wieder gebrochen wird, dass es zu einer neuerlichen Aufwertung kommt, die das Wachstum beeinträchtigt.</blockquote>
Von Weizsäcker argumentiert, dass eine direkte Nachtfrageausweitung per Staatsverschuldung einer Anpassung der Leistungsbilanz durch massive Lohnerhöhungen in Deutschland vorzuziehen sei. Letzteres hatte ich in einem<span id="goog_974458021"></span><a href="http://funktionalestaatsfinanzen.blogspot.de/2011/12/regionale-lohnindexierung-als.html" target="_blank"> früheren Blog<span id="goog_974458022"></span></a> befürwortet, allerdings unter der Prämisse, dass Nachtfrageausfälle durch Steuersenkungen ausgeglichen werden sollten. Mich überzeugt das Argument, vor allem wegen seiner leichteren politischen Durchführbarkeit.<br />
<br />
Übrigens ist Deutschland gesetzlich (im Stabilitäts- und Wachstumsgesetz und auch in europäischen Übereinkünften) zu einem ausgeglichenen Außenhandel verpflichtet, ignoriert diese gesetzliche Vorgaben aber sträflich und macht sogar Gesetze wie die Schuldenbremse, die mit diesen Verpflichtungen inkompatibel sind. So wird der Zusammenhalt der europäischen Union und die Prosperität in Deutschland und Europa gefährdet.<br />
<br />
<br />
Nachtrag (26.1.2017): von Weizsäckers Beitrag gibt es <a href="https://www.coll.mpg.de/download/Weizsaecker/CCvW%20PWP%20Paper%20Druckfassung.pdf" target="_blank">hier </a>auch frei auf dem Netz. Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-40781403387875034322016-12-14T14:01:00.000+01:002016-12-14T14:01:20.340+01:00KontrakttheorieOliver Hart hat sich in einem <a href="http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/economic-sciences/laureates/2016/hart-interview.html" target="_blank">telefonischen Interview</a> anläßlich der Benachrichtigung über seinen Nobelpreis zur Bedeutung der Kontrakttheorie für die Ökonomie wie folgt geäußert:<br />
<br />
<blockquote class="tr_bq">
<span itemscope="" itemtype="http://schema.org/Person">Nun, ich denke dass die Kontrakttheorie und die Betrachtung von Verträgen einen unglaublich fruchtbaren Zugang zu einigen Bereichen der Ökonomie bieten. Verträge sind einfach grundlegend, die Vorstellung dass Handel immer ein <i>quid pro quo </i>beinhaltet, dass jede ökonomische Transaktion zwischen zwei Seiten stattfindet -- zwischen einem Käufer und einem Verkäufer oder einen Arbeitgeber und einem Arbeitnehmer oder einem Kreditgeber und einem Kreditnehmer -- dass dies so strukturiert ist kann sehr fruchtbar aus dem Gesichtspunkt heraus verstanden werden dass damit die Effizienz verbessert werden soll und dass beide Seiten einen Anreiz haben die Transaktion so zu gestalten, dass sie den größten Wert erzeugt. Sehen Sie, in einfachen Zusammenhängen denken die Leute oft dass eine Seite die Vertragsbedingungen diktiert. Es mag so aussehen, jedoch auch dann wird die Vertragsseite, die die Vertragsbedingungen vorgibt diese Bedingungen so wählen, dass sie für die andere Seite akzeptabel sind und den größten Wert erzeugen, denn wenn noch Geld auf dem Tisch liegen bleibt kann man einen besseren Vertrag schreiben. Dies ist eine sehr gute Seite ökonomischer Transaktionen und man versteht dies aufgrund der Vertragsgestaltung.</span></blockquote>
Man sollte die einzelnen Formulierungen nicht auf die Goldwaage legen,
schließlich war das ein überraschendes Interview früh morgens. Es gibt aber eine sehr schöne Charakterisierung der Sicht der Vertragstheorie, wie sie wohl von den meisten Mikroökonomen geteilt wird.<br />
<br />
Ich selbst sehe das <a href="https://epub.ub.uni-muenchen.de/30956/" target="_blank">anders</a>. <br />
Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2363130304943420304.post-50507526173082502252016-12-11T17:08:00.000+01:002016-12-11T17:08:30.019+01:00Kalifornien und Trump-LandRobert Reich <a href="http://robertreich.org/post/153488182530" target="_blank">schreibt</a>:<br />
<blockquote class="tr_bq">
<div class="caption">
Kalifornien ist das Zentrum des liberalen Amerika ... Im Gegensatz zum Rest von Amerika haben die Kalifornier Hillary Clinton im Verhältnis 2 zu 1 den Vorzug gegeben. Sie haben auch dafür gestimmt, die Zusatzsteuer für die Reichen auszuweiten, lokale Wohnungsbaumaßnahmen und Verkehrsvorhaben sowie vielerlei lokale Steuererhöhungen und Verschuldungsmaßnahmen zu unterstützen.</div>
</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Mit anderen Worten: Kalifornien ist das Gegenteil von Trump-Land.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Die Unterschiede gehen aber noch weiter. Seit Jahren haben die Konservativen behauptet dass niedrige Steuern, wenig Regulierung und niedrige Löhne Voraussetzungen für eine gesunde Wirtschaft seien. Haben die Konservativen recht? An einem Ende der Skala stehen Kansas und Texas, Staaten mit den niedrigsten Steuern, den wenigesten Regulierungen und den niedrigsten Löhnen. Am anderen Ende steht Kalifornien, mit den höchsten Steuern, besonders der Reichen, den striktesten Regulierungen, insbesondere bezüglich der Umwelt, und dem ehrgeizigsten Gesundheitssystem, ... und hohen Löhnen. Nach konservativer Lehre müssten Kansas und Florida boomen und Kalifornien müßte verarmt sein. </blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Seit etlichen Jahren war das Wirtschaftswachstum in Kansas das schlechteste unter allen Staaten. Im letzten Jahr ist die Wirtschaft dort sogar geschrumpft. </blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Texas geht es nicht viel besser. Sein Beschäftigungswachstum war unterdurchschnittlich, der Einzelhandelsumsatz ist im Keller und der Wert der Exporte aus Texas ist zurückgegangen.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<div class="caption">
Was aber ist mit dem angeblich zu hoch besteuerten und zu hart regulierten Hopchlohnland Kalifornien? Kalifornien hat die höchste Wachstumsrate von allen US-Staaten-- mehr als doppelt so hoch wie der US-Durchschnitt. Wenn Kalifornien ein eigener Nationalstaat wäre, hätte dieser die sechstgrößte Wirtschaft der Welt. Die Bevölkerung ist auf 39 Millionen gestiegen (5 Prozent höher als 2010). Kalifornien beherbergt die wachstumsstärksten und innovativsten Industrien -- Unterhaltung und High-Tech. Es gibt hier mehr Startups als irgendwo sonst auf der Welt. In anderen Worten: Es ist genau andersherum als die Konservativen behaupten.</div>
</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Warum geht es Kansas und Texas so schlecht und Kalifornien so gut? Nun, einmal ermöglichen Steuereinnahmen dass die Staaten in ihre Bürger investieren. Das kalifornische Universitätssystem ist das beste öffentliche Universitätssystem in den USA. Hinzu kommt ein Netzwerk von weiterführenden Schulen, Fachschulen und Forschungseinrichtungen -- eine Quelle für neue Forschungsergebnisse und ein kraftvoller Motor für soziale Mobilität.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Kansas und Texas haben bei weitem nicht in gleichem Maße investiert. Kalifornien stellt auch vielerlei Dienste für die Bevölkerung bereit die besonders auch einer hohen Zahl von Immigranten zugute kommen. Im Gegensatz zu dem was Donald Trump behauptet ist eine solche Diversität ein großes Plus. Ferner schützen die kalifornischen Regulierungen die Gesundheit der Bevölkerung und die Naturschönheiten, die ebenfalls die Menschen nach Kalifornien locken -- einschließlich von Talenten, die sich überall niederlassen könnten.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Die Löhne sind in Kalifornien hoch weil die Wirtschaft so stark wächst dass die Arbeitgeber ihren Arbeitskräften mehr zahlen <i>müssen</i>. Das ist nicht schlecht, denn letztlich ist das Ziel nicht ein hohes Wachstum, sondern ein hoher Lebensstandard.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<div class="caption">
Um fair zu sein: Die Probleme von Texas hängen mit der Ölschwemme zusammen. Aber das ist keine wirkliche Entschuldigung, denn das kommt daher dass Texas versäumt hat seine Wirtschaft zu diversifizieren. Ach hier hat Texas nicht genug investiert.</div>
</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
...</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Insgesamt gesehen ist der Kontrast deutlich. Ökonomischer Erfolg beruht auf Steuereinnahmen die in öffentliche Investitionen fließen und auf Regulierungen, die die Umwelt und die Gesundheit schützen. Und wirklicher Erfolg zeigt sich in hohen Löhnen.</blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
Ich weiß nicht wie Kalifornien und Trump-Land in den kommenden Jahren koexistieren werden. Gelegentlich grummeln einige aus dem goldenen Staat bereits von Sezession und befürchten möglichen Interventionen seitens der Trump-Regierung. Aber bis jetzt straft Kalifornien die konservative Behauptung über niedrige Steuern, wenig Regulierung und niedrigen Löhnen als Voraussetzung für ökonomischen Erfolg Lügen. Trump-Land sollte das zur Kenntnis nehmen. </blockquote>
Ekkehart Schlichthttp://www.blogger.com/profile/03956592476069086149noreply@blogger.com1