Montag, 30. Januar 2012

Die missverstandene Ricardianische Äquivalenz (3)

Eine der absurdesten Formulierungen der Ricardianischen Äquivalenz stammt von dem renommierten Ökonomen John Cochrane aus Chicago. (Paul Krugman  hat darauf aufmerksam gemacht). Cochrane schreibt:
Die "Ricardinaische Äquivalenz" ist das Theorem welches besagt, dass in einer gut funktionierenden Wirtschaft expansive Staatsausgabenpolitik nicht funktioniert.
Das hat nun nahezu nichts mit der Ricardianischen Äquivalenz zu tun, bringt aber auf den Punkt worum es den Chicago-Ökonomen bei dieser Diskussion geht. Sie wollen, koste es was wolle, die Staatstätigkeit einschränken. Die Gründe für diese Haltung sind keine ökonomischen Einsichten, denn ökonomisch gesprochen geht es stets um die bessere Lösung der Probleme. Hier gibt es keine Wahrheiten a priori. 

Verdächtig ist hier insbesondere die Formulierung "in einer gut funktionierenden Wirtschaft". Wenn das heißen soll "in einer vollbeschäftigten Wirtschaft" so stimmt sogar die Aussage, dass expansive Staatsausgabenpolitik nicht funktioniert, und Keynesianer wie Krugman würden der Aussage beipflichten. Die Begründung erfolgt dann aber nicht über Ricardianischer Äquivalenz, sondern mit Hinweis darauf, dass bei Nachfragesteigerung nicht mehr produziert werden kann, weil bereits Vollauslastung aller Ressourcen besteht. Diese Vollbeschäftigungsannahme wird in allen Modellen der neuen klassischen Makroökonomik immer getroffen. Fälle von Unterbeschäftigung, in denen Nachfragepolitik erforderlich ist, werden per Annahme ausgeschlossen und nicht behandelt. Deshalb sind diese Theorien für unsere gegenwärtigen Probleme ziemlich uninteressant.

Vielleicht wollte Cochrane einfach nur sagen: Die Welt ist eine Scheibe weil meine Theorien davon ausgehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen